Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Sechster Abschnitt. 
nennen, fällt dort mit dein Aequator, so wie das Analogon 
unserer Wendekreise mit den Polen zusammen. Die Jahres 
zeiten (insofern die Sonnenwärme dort noch in Betracht kom 
men kann) haben die grösstmöglichste Differenz. Von unserer 
Erde würde, wenn die Lage ihrer Axe der des Uranus gleich 
wäre, der grösste Theil unbewohnbar sein und überall unge 
heuer hohe Grade von Hitze und Kälte herrschen. 
Zu der Zeit, wo einer der Pole die Sonne senkrecht über 
sich hat, stehen die Trabanten in jedem Punkte ihres Umlaufs 
in der Quadratur und die Phase zeigt keine Ab- oder Zu 
nahme, wohl aber eine Drehung um den Mittelpunkt der Scheibe, 
deren Periode der Umlauf ist. Je weiter sich die Sonne vom 
Zenith des Pols entfernt, desto grösser werden die Veränderungen 
dieser Phasen; Neu- und Vollmonde aber treten nur ein, wenn 
die Pole die Sonne im Horizont haben und diese den Aequator 
senkrecht bescheint, d. h. jedesmal nach 42 Erdenjahren, dann 
aber auch eine ziemlich lange Zeit hindurch. In diesen Zeiten 
treten dann auch die gegenseitigen Finsternisse ein, von denen 
wir aber wohl stets nur theoretische Kenntniss haben werden. 
Da die oben angegebene Neigung der Trabantenbahnen von 
99% sie schon als rückläufig charakterisirt, so wird, wenn 
ihre Bahnebene zugleich die des Uranusäquators ist, diesem 
Planeten die Sonne im Westen aufgehen und im Osten 
untergeben. 
§. 166*) 
Gieht es im Sonnensystem noch mehr Planeten 
und Monde? Eine schon oft aufgeworfene Frage, über welche 
sich allerdings manches mehr oder minder Wahrscheinliche 
angehen lässt. Dass in den uns benachbarten Hegionen zwischen 
Merkur und Mars sich noch ein Planet aufhalte, ist im höchsten 
Grade unwahrscheinlich; selbst bei einem sehr geringen Durch 
messer von 10 Meilen etwa, hätte er sich unseren Ferngläsern 
nicht entziehen können, und aus gleichem Grunde kann man 
*) Ich lasse diesen zuerst im Jahre 1840 niedergeschriebenen und 
in der 1. Auflage dieses Werkes veröffentlichten §. unverändert hier 
wieder abdrucken, da es einigen Werth für mich hat, auf die Art, wie 
der jenseit des Uranus kreisende Planet einst entdeckt werden 
würde, hingewiesen zu haben, bevor — soviel mir bekannt — irgend 
ein anderer Astronom in ähnlicher Bestimmtheit diesen jetzt glücklich 
realisirten Gedanken geäussert hatte. Dass es mir nicht in den Sinn 
kommen kann, auf Grund dieser Aeusserung auch nur den geringsten 
* Antheil an Leverriers glänzender Entdeckung zu beanspruchen, bedarf 
wohl für den Kenner keiner besonderen Versicherung. 
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