Die Kometen.
315
sonst würden sie selbst den Gesetzen der Schwere nicht unter
worfen sein, nicht in Kegelschnitten um die Sonne laufen und
keine Störungen von den Planeten erleiden. In der That ist
es aber auch nur eine solche passive Materialität, die wir
an ihnen wahrnehmen, und es hat in dieser Beziehung wirklich
etwas Komisches, dass gerade diese gefahrlosesten aller
Weltkörper — denn will man einmal durchaus von Gefahren
sprechen, so sind die Planeten, der Mond und die Sonne
selbst weit gefährlicher für uns — zu so ängstlichen Besorg
nissen rücksichtlich des Zusammenprallens (!) mit einem
von ihnen Veranlassung gegeben haben.
Die Kometen zeigen ferner in ihrem Ansehen manche
Veränderungen, die freilich zum Theil optisch sind, dem
grösseren Theile nach aber nicht aus der verschiedenen Stel
lung gegen die Erde erklärt werden können, demnach physische
sein müssen. Dahin gehört das Verlängern des Schweifes bei
der Annäherung zur Sonne und das Verkürzen oder auch
völlige Verschwinden desselben, wenn sie sich wieder von der
Sonne entfernen. Ferner das bei mehreren von ihnen bemerkte
Zusammenziehen der Nebelhüllen und mehr noch der Kerne
in der Sonnennähe, so dass der Umfang kleiner wird. Endlich
die bereits von Heinsius am Kometen von 1744 bemerkte und
später besonders am Halley’’sehen genau beobachtete Aus
strömung (nach Bessel 7 s Erklärung) einer fächer- oder büschel
artigen Flamme, die in ihrer Eichtling und in ihrem sonstigen
Verhalten Veränderungen zeigt, in denen bereits etwas Periodi
sches erkannt worden ist (s, weiter unten). Diese und viele
andere Veränderungen zeugen von einer überaus leichten Be
weglichkeit und höchst geringen Cohäsion der einzelnen Theile
des Kometen, der also auch in dieser Beziehung sich völlig
verschieden von einem festen Körper verhält.
Wir können also nicht umhin, in den Kometen Körper
zu erkennen, die sich nicht allein durch ihre Laufbahnen,
sondern mehr noch durch ihre Substanz von den Planeten
unterscheiden. Sie sind weder feste noch gasförmige
Massen — beide Annahmen widerstreiten, wie wir gesehen
haben, den direkten Beobachtungsresultaten — und ihre voll
kommene Durchsichtigkeit schliesst auch die Form des
tropfbar Flüssigen aus, so dass wir gar kein Analogon für
sie kennen.
S- 176.
Die unabweisbare und gänzliche Verschiedenheit der