400
Achter Abschnitt.
für sich etwas Periodisches, und überdies ist es für den Be
stand eines Weltkörpers gleichgültig, in welchem Punkte die
Ebene seiner Bahn eine andere Ebene schneide.
Es hat sich also aus dem Bisherigen herausgestellt, dass
die Lage der Planetenbahnen nie so beträchtlichen Ver
änderungen unterworfen sein könne, dass der Bestand des
Ganzen gefährdet ist; aber eine andere Frage ist es, ob nicht
durch eine Veränderung in der Lage seiner Rotationsaxe
die physischen Bedingungen des animalischen und vegetativen
Lebens auf einem Planetem mit der Zeit ganz andere werden
könnten? Denn offenbar wird die Constanz oder geringe Ver
änderlichkeit des einen Elements, als welches wir die Lage
der Bahnebene anzusehen haben, nicht genügen, wenn ein
zweites eben so wichtiges, die seines Aequators, in seinen
Veränderungen gewisse Grenzen überschritte. Veränderungen
dieser Art haben, wie oben gezeigt worden, ihren Grund darin,
dass die wahre Gestalt rotirender Körper die sphäroidische
ist. Bei der Erde z. B. ändert sich der Knoten der Ebene
ihres Aequators mit der erwähnten fixen Ebene und die Nei
gung beider Ebenen, letztere freilich ganz unmerklich. In
Verbindung mit den Veränderungen, welche die Ekliptik selbst
erleidet, ergiebt sich nun Folgendes.
Der aufsteigende K n o t e n des Aequators in der Ekliptik
weicht fortwährend zurück, und vollendet seinen retrograden
Umlauf in 25600 Jahren; die Neigung der Axe gegen die
Ekliptik (Schiefe der Ekliptik genannt) schwankt zwischen
den Grenzen 21 V 2 ° und 27 J /o 0 , jedoch hängen diese Schwan
kungen von mehreren Perioden ab, die sich so combiniren,
dass die Zunahme oft in Abnahme und umgekehrt übergeht,
ohne dass die Extreme erreicht werden. Die hauptsächlich-
lichsten dieser Perioden sind eine von 92930 Jahren und
eine andere von 40350 Jahren; die angegebenen äussersten
Grenzen werden erst nach Millionen von Jahren wieder er
reicht. Kleinere Schwankungen von kürzeren Perioden wirken
noch vielfach ein, die wichtigste ist die von der Anziehung
des Mondes herrührende, deren Periode dem Umlaufe der
Mondknoten oder 18 2 / 3 Jahren gleich ist. Man nennt sie
Nutation, und sie kann den Ort des Knotens periodisch um
24" und die Schiefe selbst um 9" verändern.
Die Veränderungen des Knotens ändern, physisch ge
nommen, für den Erdkörper nichts, denn die ganze Wirkung
läuft darauf hinaus, dass das tropische Jahr (die Periode der