Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Achter Abschnitt. 
für sich etwas Periodisches, und überdies ist es für den Be 
stand eines Weltkörpers gleichgültig, in welchem Punkte die 
Ebene seiner Bahn eine andere Ebene schneide. 
Es hat sich also aus dem Bisherigen herausgestellt, dass 
die Lage der Planetenbahnen nie so beträchtlichen Ver 
änderungen unterworfen sein könne, dass der Bestand des 
Ganzen gefährdet ist; aber eine andere Frage ist es, ob nicht 
durch eine Veränderung in der Lage seiner Rotationsaxe 
die physischen Bedingungen des animalischen und vegetativen 
Lebens auf einem Planetem mit der Zeit ganz andere werden 
könnten? Denn offenbar wird die Constanz oder geringe Ver 
änderlichkeit des einen Elements, als welches wir die Lage 
der Bahnebene anzusehen haben, nicht genügen, wenn ein 
zweites eben so wichtiges, die seines Aequators, in seinen 
Veränderungen gewisse Grenzen überschritte. Veränderungen 
dieser Art haben, wie oben gezeigt worden, ihren Grund darin, 
dass die wahre Gestalt rotirender Körper die sphäroidische 
ist. Bei der Erde z. B. ändert sich der Knoten der Ebene 
ihres Aequators mit der erwähnten fixen Ebene und die Nei 
gung beider Ebenen, letztere freilich ganz unmerklich. In 
Verbindung mit den Veränderungen, welche die Ekliptik selbst 
erleidet, ergiebt sich nun Folgendes. 
Der aufsteigende K n o t e n des Aequators in der Ekliptik 
weicht fortwährend zurück, und vollendet seinen retrograden 
Umlauf in 25600 Jahren; die Neigung der Axe gegen die 
Ekliptik (Schiefe der Ekliptik genannt) schwankt zwischen 
den Grenzen 21 V 2 ° und 27 J /o 0 , jedoch hängen diese Schwan 
kungen von mehreren Perioden ab, die sich so combiniren, 
dass die Zunahme oft in Abnahme und umgekehrt übergeht, 
ohne dass die Extreme erreicht werden. Die hauptsächlich- 
lichsten dieser Perioden sind eine von 92930 Jahren und 
eine andere von 40350 Jahren; die angegebenen äussersten 
Grenzen werden erst nach Millionen von Jahren wieder er 
reicht. Kleinere Schwankungen von kürzeren Perioden wirken 
noch vielfach ein, die wichtigste ist die von der Anziehung 
des Mondes herrührende, deren Periode dem Umlaufe der 
Mondknoten oder 18 2 / 3 Jahren gleich ist. Man nennt sie 
Nutation, und sie kann den Ort des Knotens periodisch um 
24" und die Schiefe selbst um 9" verändern. 
Die Veränderungen des Knotens ändern, physisch ge 
nommen, für den Erdkörper nichts, denn die ganze Wirkung 
läuft darauf hinaus, dass das tropische Jahr (die Periode der
	        
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