Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Die Störungen. 
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Die Hitze des Erdinnern, sie habe ihren Grund worin sie 
wolle, musste also auch der Oberfläche sich mittheilen, wenn 
auch in einem ermässigten Grade, während jetzt gar keine 
solche Wechselwirkung im Allgemeinen mehr übrig ist. Da 
mals bedurfte der Planet nicht des Sonnenlichtes zur Erwär 
mung; ihre Wirkung konnte der allgemein auf der Erde 
herrschenden hohen Temperatur nur wenig hinzufügen. Da 
mals also konnten in allen Regionen jene reichen und üppi 
gen Formen sich entwickeln, die jetzt nur noch, und viel 
leicht selbst weniger vollkommen, den tropischen Zonen eigen- 
thümlich sind, und es war völlig gleichgültig, welches 
die Schiefe der Ekliptik, oder welches die Lage des Aequa- 
tors war. 
In ähnlicher Weise ist auch hei den übrigen Planeten da 
für gesorgt, dass Veränderungen, welche der physischen Be 
schaffenheit eine völlige Umgestaltung drohen, in sehr enge 
Grenzen eingeschlossen und an Perioden geknüpft sind. So ist 
es z. B. bei unserem Monde und, so weit unsere Kenntniss 
reicht, auch bei den übrigen Trabanten für immer unmöglich 
gemacht, dass sie ihren Hauptplaneten eine andere Seite zu 
wenden, als die einmal von Anfang an dahin gerichtete. Zwar 
können wir in den Verhältnissen unseres Erdkörpers, in Bezie 
hung auf die Sonne, nichts Analoges finden, würden es vielmehr 
für einen grossen Nachtheil halten müssen, wenn eine Seite der 
Erde stets Tag, die andere nichts als Nacht hätte; es ist aber 
als höchst wahrscheinlich anzunehmen, dass in der Naturöko- 
nomie des Mondes irgend ein wesentliches Moment liege, wel 
ches durch Aufhebung dieses Verhältnisses gefährdet werden 
würde, und deshalb ist Vorsorge getroffen, dass es sich stets 
erhalte. 
Es schien angemessen, bei der Auseinandersetzung die 
ses Gegenstandes ausführlicher zu verfahren, indem gerade 
hierin die auschweifendsten Meinungen, zum Theil selbst 
bei denen, die auf Wissenschaftlichkeit Anspruch machen, 
sich Geltung zu verschaffen suchen. Muss man nicht in je 
dem strengeren Winter, in jedem heisseren Sommer bald 
diese, bald jene vermeinte kosmische Veränderung zur Erklä 
rung herbeigezogen sehen? und haben wohl diejenigen, welche 
die Erdaxe, je nachdem sie eben frieren oder schwitzen, 
sofort nach Norden und Süden rücken .lassen, es sich klar ge 
macht, worin eine solche Vorrückung eigentlich bestehe und 
was sie bewirken könne ? Wohl mag manchem, der sein Lieb 
lingssystem auf die Veränderungen in der Lage der Axe ge
	        
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