Die Störungen.
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zweier Körper desselben Systems sehr nahe ein einfaches
rationales Verhältnis zn einander haben. Aus Laplace’s Unter
suchungen geht hervor, dass in diesem Falle die Störung eine
sehr lange Periode habe und folglich stark anwachsen könne.
Man sieht nämlich leicht ein, dass, wenn ein solches Verhält
nis nahezu stattfindet, gewisse Lagen der Weltkörper gegen
einander, wie etwa Oppositionen und Conjunctionen, nahe in
gleicher Art einander folgen müssen. So sind 13 Umläufe der
Venus, bis auf 1 3 / 2 Tag etwa, 8 Umläufen der Erde gleich,
woraus folgt, dass nach 8 Jahren die Conjunctionen der Venus
wieder nahe auf denselben Tag eintreffen. Erfolgt also ein
Durchgang der Venus, so wird 8 Jahre später abermals ein
solcher erfolgen, da die Venus noch nahe genug dem vorigen
Punkte steht, und erst in abermaligen 8 Jahren wird sie zu
weit von ihm entfernt sein, um einen Durchgang zu veran
lassen, Es werden also die von solchen Lagen abhängenden
Störungen sich eine lange Zeit hindurch in gleichem Sinne
wiederholen, mithin anwachsen, und man hat von der Mög
lichkeit gesprochen, dass Verhältnisse dieser Art •— wenn sie
nämlich noch weit näher als das erwähnte zuträfen — bis zu
einer Grösse anwachsen könnten, die dem Fortbestände des
Systems Gefahr drohe.
So kam Laplace, wie oben erwähnt, anf die Störung,
welche zwischen Jupiter und Saturn gegenseitig stattfindet,
und deren Argument äusserst langsam wächst, d. h, bei welcher
eine lange Zeit hindurch die Wirkung in gleichem Sinne er
folgt. Wäre Jupiters Umlaufszeit 15 Tage länger als sie jetzt
ist, oder die des Saturn 36 Tage kürzer, so würde die Periode
1860 statt 930 Jahre dauern, mithin auch das Maximum (die
grösste Summe) der zugehörigen Störung auf das Doppelte
steigen. Daher scheint es, dass es nur auf ein hinreichend
nahes Zusammentreffen zweier Umlaufszeiten mit irgend einem
einfachen rationalen Verhältnisse ankomme, um Störungen her
vorzubringen so gross als man will, und folglich auch zuletzt
solche, welche die Stabilität des Systems gefährden.
Doch auch diese allerdings nahe liegende Befürchtung
schwindet bei gründlicher Betrachtung. Eine streng durchge
führte analytische Entwickelung des allgemeinen Ausdruckes
für Störungen dieser Art, wie sie am gründlichsten Hansen in
seinem classischen Werke: „Fundamenta nova investigationis
orbitae verae, quam luna perlustrat“ gegeben hat, zeigt uns,
dass ein sehr nahe zutreffendes Verhältniss dieser Art sich
gerade durch die daraus hervorgehende Perturbation selbst in
ein völlig genaues verwandeln müsse, wobei es sodann für