Die Störungen.
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ten — „was die Kometen bedeuten möchten“ — eine nicht
vom Aberglauben, sondern von der Wissenschaft selbst ange
regte getreten: „was sie bewirken?“ Was hülfe alle Sorg
falt in Verhütung der Planetencollisionen, wenn diese an keine
Sphäre gefesselten, sondern sie allesammt rücksichtslos durch
schneidenden Fremdlinge der Erde und allen Planeten stete
Gefahr drohen? In der That, die Möglichkeit eines Zusammen
treffens eines Kometen mit der Erde braucht nicht nach Hun
derttausenden oder Millionen von Jahren bestimmt zu werden
— der Conflict kann sich über Nacht ereignen und kein La-
place wird uns vom Untergange retten, wenn er in dieser Weise
kommen soll. Die Sache verdient eine nähere Betrachtung.
Das ganze System ist, wie man sieht, auf Wirkung und
Gegenwirkung basirt, und sie spricht sich in allen Verhält
nissen der Sonne, der Planeten und Monde unter einander aus.
Merkwürdiger Weise aber zeigen uns die B e o b a ch t u n g e n in
Beziehung auf das Verhältniss von Planeten und Kometen nichts
von einer solchen Gegenseitigkeit. Während die Wirkungen
der Planeten auf die Kometen so stark sind, dass sie deren
Wiederkehr um mehrere Jahre verzögern oder beschleunigen,
ja ihre Bahnen so umgestalten, dass oft gar keine Aehnlichkeit
mit der früheren übrig bleibt, während so, unseren Ansichten
nach, die Kometen die bitterste und begründetste Klage über
die schonungslose Härte der Planeten zu führen haben, hat man
noch nie die kleinste Spur einer Gegenwirkung der Kometen
wahrgenommen, trotz der grossen Nähe, in die mehrere nicht
allein kommen können, sondern bereits gekommen sind, und
nicht in grauer Vorzeit etwa, sondern in unseren Tagen. Im
J. 1770 kam ein Komet der Erde so nahe, dass er nur (nach
Clausens Rechnung) 363 Erdhalbmesser (312000 Meilen) von
ihr ab stand, und eben derselbe ging hernach zwischen Jupiter
und seinen Monden hindurch. Der //cAgy’sche kam 1835 am
10. October der Erde näher als irgend ein Planet ihr jemals
kommen kann, nämlich bis auf l 1 /» Milk Meilen. Am 26. Juni
1819 stand ein grosser Komet (den man erst 8 Tage später
erblickte) so nahe zwischen Sonne und Erde, dass ein Theil
seines Schweifs die letztere berührt haben muss. Alle diese
Kometen haben, wie die Rechnungen zeigten, ihre Kühnheit
theuer genug bezahlt, was die Stabilität ihrer Laufbahnen be
trifft; doch was haben sie uns zugefügt? Müssten nicht die
Tausende von Kometen, die gewiss schon erschienen sind, die
Harmonie des Planetensystems längst in ein Chaos aufgelöst
haben, wenn die Gegenwirkungen nur einigermaassen den Wir
kungen entsprächen? Statt dessen hat nie ein Komet vermocht,