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Zehnter Abschnitt.
In den alten Sternkarten findet sich auch Alphard = a
der Wasser schlänge als Stern 1. Grösse, den man jetzt kaum
noch zur 2ten zählen kann, wogegen a des Adlers als
Stern 2ter Grösse sich vorfindet, der jetzt ganz entschieden
1. Grösse ist.
Auch die Sterne der 2. und 3. Grösse sind fast ganz
gleich über beide Halbkugeln yertheilt. Gleichwohl findet
zwischen beiden der wesentliche Unterschied statt, dass, wäh
rend auf der nördlichen Halbkugel beiläufig alle Gegenden
gleich reichlich mit grösseren Sternen versehen sind, in der
südlichen sie mehr in Massen zusammentreten und verhält -
nissmässig sternenleere Regionen zwischen sich lassen, wes
halb der südliche Himmel einen schöneren Anblick gewährt,
als der nördliche. Sehr interessante Untersuchungen über die
Yertheilung der Sterne nach Grössenklassen finden sich in
Struve’s Einleitung zu Weisse’s Reduction der Hessischen
Zonen. Wenn erst eine Vergleichung, wie sie hier für den
4. Theil des Firmaments (-j- 15° bis — 15° Declination)
durchgeführt ist, über den ganzen Himmel gegeben werden
kann, so sind wichtige Resultate über Gestaltung, Grösse und
Sternenfülle unserer Fixsternwelt zu erwarten.
§. 206.
Schon das Alterthum besass Himmelsgloben und
H immelskarten, und Einiges von denselben hat sich bis
auf unsere Zeiten herübergerettet; eben so haben die Araber
in ihrer Blüthenzeit Arbeiten dieser Art geliefert. In Europa
wurden sie nach Wiedererweckung der Wissenschaften in
grosser Zahl und nach den verschiedensten Maassstäben ange
fertigt. Die Sternen-Cataloge, d. h. Verzeichnisse der
geraden Aufsteigung und Abweichung, oder auch der Länge
und Breite der Sterne, lagen diesen graphischen Werken
zum Grunde.
Flamsteed’s British Catalogue war der erste umfassendere
und mit einiger Genauigkeit angefertigte; Hevel’s schon
50 Jahre früher bearbeiteter ist nie in eigentlichen Gebrauch
gekommen und war auch sehr mangelhaft. Die schönen und
zahlreichen Beobachtungen 0. Römer's, im Anfänge des
18- Jahrhunderts zu Copenhagen angestellt, sind leider im
Manuscript bei einem grossen Brande verloren gegangen bis
auf die 4 Tage, welche sich in besonderer Abschrift erhalten
haben. In der Mitte und gegen Ende des 18. Jahrhunderts
gewannen die Beobachtungen sehr an Schärfe und wurden,