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Zweiter Abschnitt.
parallaxe für den Erdort a, ist also die Horizontalparall
axe des Mondes. Ein dritter Punkt d mache mit hm einen
spitzen Winkel, so wird brnd die Parallaxe für denselben sein:
sie ist kleiner als die Horizontalparallaxe und kann aus dieser
berechnet werden, wenn man den Winkel mbd kennt. Beim
Monde kann die Horizontalparallaxe über 1° gehen, bei allen
andern Weltkörpern beschränkt sie sich auf Sekunden. In letz
terem Falle kann man ohne praktischen Fehler die Parallaxe
für einen gegebenen Brdort (p) aus der Horizontalparallaxe des
betreffenden Gestirns (P) und der Höhe desselben über diesem
Erdorte (h) berleiten durch die einfache Formel
p — P cos. h,
eine Formel, die auch für den Mond ausreichen würde, wenn
man Fehler unter einer Minute nicht achten wollte. Indess
müsste man hierzu die Höhe h kennen, welche durch die Beob
achtungen gewöhnlich nicht direct gegeben ist, weshalb der
Astronom bei seinen praktischen Berechnungen sich gewöhn
lich andrer mehr zusammengesetzter Formeln bedient, in denen
aber ausser der Horizontalparallaxe noch die Rectascension
und Declination des Gestirns, so wie die Polhöhe des Orts
und der Stundenwinkel Vorkommen, welche Bestimmungen in
gewöhnlichen Fällen stets gegeben sind.
Die Parallaxe bewirkt, dass sämmtliche Himmelskörper,
für welche sie noch merklich ist, niedriger zu stehen schei
nen, als sie ohne dieselben stehen würden; und zwei Himmels
körper, die vom Mittelpunkt der Erde aus gesehen, nach
gleicher Richtung am Firmament erscheinen, werden von
einem andern Punkte aus betrachtet, um die Differenzen ihrer
Parallaxen von einander abstehen, und zwar der nähere
Körper tiefer. Die Parallaxe verspätet also den Aufgang
und beschleunigt den Untergang eines Gestirns (doch nur
beim Monde ist dies noch merklich) und man wird vom Monde
aus nicht die volle Halbkugel der Erde gleichzeitig sehen,
sondern die sichtbare Halbkugel wird um eine Zone, deren Breite
der Parallaxe gleich ist und die rings herumläuft, vermindert
sein. In ähnlicher Weise sehen wir auch von der Erde aus
nicht die volle Mondhalbkugel gleichzeitig, sondern am Rande
mit einer allerdings sein' unbedeutenden Verminderung.
Die Parallaxe eines Gestirns ist zugleich der Winkel, un
ter welchem von diesem Gestirn aus der Erdhalbmesser gesehen
wird, wie aus der Figur erhellt. Sie ist der dritte Winkel
eines ebenen Dreiecks, und wird mithin gefunden, wenn man
die beiden andern Winkel desselben durch Beobachtungen er
mittelt hat. Alsdann aber lässt sich aus der Parallaxe die