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Zwölfter Abschnitt.
Die Zahlen der Tabelle e) sind nach den möglichst geringsten
Annahmen über die Zahl der teleskopischen Sterne, und unter
der Voraussetzung, dass die untere Grenze der /Simüg’schen
Katalogisirung die Ute für den Nebenstern sei, ermittelt
worden. Die Zahlen derselben sind demnach eher zu klein
als zu gross, und der Unterschied in f) jedenfalls ein reeller,
der darauf hindeutet, dass die Wahrscheinlichkeit der phy
sischen Natur der Doppelsterne in allen Klassen im Allge
meinen überwiegend ist, und zugleich, dass bei den Doppel
sternen von geringen Distanzen die Unterschiede der Hellig
keit gleichfalls geringer sind, als bei denen von grösserem
Abstande.
Wäre der geringere scheinbare Abstand ganz oder gröss-
tentheils Folge der grösseren Entfernung von der Erde, so
wäre die zuletzt erwähnte Verschiedenheit unerklärbar; es
muss also angenommen werden, dass die Doppelsterne von ge
ringeren scheinbaren Distanzen der Mehrzahl nach einander
auch wirklich näher stehen.
§. 263.
Zu eben demselben Schlüsse ist Struve durch eine andere
Betrachtung gelangt: er fand nämlich, dass nicht nur die
meisten, sondern auch die raschesten Winkelbewegungen bei
Sternen von geringen scheinbaren Distanzen Vorkommen.
Wären sie weiter als andere von uns entfernt, so sieht man
leicht, dass das Gegentheil statthaben müsste. Die Einthei-
lung in Klassen nach der zunehmenden scheinbaren Distanz
ist also keineswegs eine blos äusserliche, für die Praxis des
Beobachters angeordnete, sondern sie hat eine wesentliche Be
ziehung auf die Natur der Doppelsterne selbst.
Hierher gehört auch die Bemerkung, dass in den drei-
und mehrfachen Systemen gewöhnlich die entfernten Begleiter
die schwächeren sind, während die näheren sich oft wenig
oder gar nicht vom Hauptstern unterscheiden. So findet es
sich z. B. bei den bekannten dreifachen Sternen C Cancri
und § Librae. In den uns bekannten Systemen der Sonne, des
Jupiter und Saturn waltet das entgegengesetzte Prinzip, die
entfernteren Körper sind hier die bedeutenderen. — Aber die
Doppelsterne stehen auch in einem ganz andern gegenseitigen
Verhältniss als die Planeten und Kometen eines Sonnen
systems: es sind leuchtende Körper, die sich um andere
leuchtende bewegen. Ueberhaupt dürfen wir nicht ver
gessen, dass aus der grösseren oder geringeren Helligkeit