Mädler, Popul. Astronomie.
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Geschichtlicher Ueherblick
Finsterniss, von der uns
der Rückwärtsberechnung
vorhergesagt hatten. Diese älteste
Nachrichten vorliegen,
europäischer Astronomen Statt: 2128 v. Chr. am 13. Octoher
um 12 Uhr 8 Min. 47 Sek. im Meridian von Tay-King-Kiao
unter -j- 34° 7' Breite und 141° östlicher Länge. Andere
chinesische Beobachtungen datiren seit 2500 v. Chr., und be
reits 2900 v. Chr, soll Fo-hi die erste „Untersuchung der
Sterne“ angeordnet haben. Der erste in China beobachtete
Komet kommt unter Yao 2296 v. Chr. vor; weiterhin, nament
lich von 1700 v. Chr. an, werden die Nachrichten über
Kometen allmählich häufiger, und man muss es den Chinesen
nachrühmen, dass sie uns mit den Abenteuerlichkeiten, Wunder
geschichten und Unglücksprophezeihungen, von denen die euro
päischen ältern Berichte strotzen, meistens verschonen. Sehr
früh wurden dort Polhöhen einzelner Erdorte am Himmel be
stimmt. Man bediente sich dazu eines Gnomons, dessen Schatten
am längsten und kürzesten Tage gemessen wurde, wobei sich
gleichzeitig die Schiefe der Ekliptik ergab. Ein grosser Stern
schnuppenfall wird 1768 v. Chr. erwähnt, und die neuen
Sterne, die zu den seltensten Himmelsbegebenheiten gehören,
kommen in China früher als anderwärts vor, wiewohl sich nicht
immer entscheiden lässt, ob ein Komet, eine dem Tychonischen
Stern ähnliche Erscheinung, oder ein Meteor gemeint ist.
Wir finden die Einrichtungen zur Himmelsforschung von
Zeit zu Zeit neu geordnet, die Perioden berichtigt und ver
bessert. Es werden einzelne Astronomen namhaft gemacht,
welche mit diesen Verbesserungen beauftragt wurden; wir sehen
aber auch, dass sie nicht immer glücklich waren.
Sie hatten Perioden von 60 Jahren und andere von 60 Tagen;
jedes Jahr und jeder Tag in diesem Cyclus führt seinen be
sonderen Namen. Das Himmelsgewölbe theilten sie nach der
Hectascension in 28 „Häuser“ von sehr verschiedener Er
streckung ; die Declinations-Unterschiede scheinen sie nicht be
sonders beobachtet zu haben.
Unter den schwachen Dynastien der Han und Song, mehr
noch unter der mongolischen Fremdherrschaft im 14. Jahrhun
dert gerieth die chinesische Astronomie in immer tiefem Ver
fall, ja fast in Vergessenheit, und die Mingdynastie, eine Reihe
von 16 meist würdiger und kräftiger Regenten, versuchte ver
gebens deren Wiederbelegung. Diese gelang erst den Jesuiten,
die sich bald nach Stiftung jenes Ordens in China einbürger
ten. Von ihrem Wirken wird weiterhin die Rede sein.
Astronomie der Hindu.
Im Delta des Ganges, dem fruchtbarsten aller Erdenländer,