Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Geschichtlicher Ueberblick. 
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sie aber geheim gehalten. Echte Erfinder aber halten, was 
sie erforscht, nur so lange geheim, bis alles fertig ist. Wir 
müssen also Neper, einen schottischen Edlen, als wahren Er 
finder ansehen, nur dass die Logarithmen, die er berechnete, 
sich zu wenig brauchbar zeigten. Man nennt daher die, welche 
nun seit zwei Jahrhunderten gebraucht werden, die Briggischen, 
da Prof. Briggs durch die glückliche Wahl der Basis 10 ein 
viel besser zur Anwendung geeignetes Logarithmensystem be- 
gündete. Br berechnete die Logg, der Zahlen 1 bis 20000 
und 90000 bis 100000 selbst; die grosse Lücke hat nach ihm 
der Holländer A. Vlacq ausgefüllt und in Gouda erschien der 
erste logarithmische Canon. 
Hier müssen wir auch einer deutschen Astronomin ge 
denken: Marie v. Lewen, geh, Cunitz, um 1610 geboren und 
1664 am 20. Aug. gestorben. Ihr Vater war ein angesehener 
Arzt, ihr Mann ein schlesischer Rittergutsbesitzer. Sie kannte 
viele alte und neue Sprachen, stand mit Kepler und anderen 
wissenschaftlichen Notabilitäten in gelehrtem Briefwechsel und 
hat ein Werk: Urania propitia, sive tabulae astronomicae 
mire faciles, vim hypothesium physicarum a Keplero completae, 
Pitschen 1650, herausgegeben. In diesem Werke giebt sie 
Tafeln, die sie am Himmel geprüft hat und zeigt ihren Ge 
brauch. Ihr Schriftstellername ist Maria Cnnitia. Ihr Gatte, 
unterrichtet von ihr, hat Theil genommen an der Berechnung 
wie an der Correctur der Tafeln. 
In England lebte und forschte gleichzeitig ein unbemittelter 
Autodidakt, llorrox, ungekannt von seiner Zeit. Er ist der 
erste, der einen Venusdurchgang vorher vermuthet und mit 
seinem Freunde Crabtree auch wirklich beobachtet hat (1639 
am 4. Dec.). Auch mit der Mondtheorie hat er sich beschäftigt 
und seinen Untersuchungen verdanken wir eine genauere Be 
stimmung und schärfere theoretische Begründung, sowohl der 
Bewegung des Apogäums, als des Werthes für die Excentri- 
cität. Leider starb er schon mit 22 Lebensjahren (1641). 
In Deutschland ward durch Bayer, der eine Uranographie 
schrieb, die Bezeichnung der einzelnen Sterne eines Sternbildes 
durch griechische Buchstaben eingeführt, so dass wir jetzt nicht 
mehr „das rechte Auge des Stiers“ sondern « Tauri, nicht „die 
Aehre, welche die Jungfrau in der Hand hält“, sondern a Vir- 
ginis sagen. Darin besteht aber auch sein ganzes Verdienst, 
denn weder hat er selbst beobachtet, noch die Beobachtungen 
Tycho's so benutzt, wie diese genauen Oerter es verdient hätten. 
Argeiander hat nachgewiesen, dass er innerhalb derselben Grössen 
klasse nicht den stärkeren Glanz, sondern die Aufeinanderfolge 
von N. nach S. bei der Reihenfolge seiner Buchstaben zur
	        
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