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Vierzehnter Abschnitt.
Richtschnur genommen hat. Ein Selbstbeobachter hätte Rigel
mit a Orionis, Pollux mit a Geminorum bezeichnet; er wählte
für beide das ß, da beide die südlichen Glieder von Sternen-
paaren gleicher Klasse sind. Auch die Eintheilung und Aus
führung seiner Sternkarten ist sehr incorrekt.
Auch der Osten und Norden Europa’s blieben nicht zurück;
auf den Lehrstühlen der Universitäten Upsala, Abo und Dorpat
ward die Astronomie, theils selbstständig (wie in Dorpat von
Jacob Schoner), theils verbunden mit Physik und Mathematik
gelehrt, und im Yaterlande des Copernicus sehen wir den Bür
germeister der damals unabhängigen Stadt Danzig sich eine
grosse Sternwarte erbauen, mit Fernrohren und Messinstrumenten
ausrüsten und nicht allein selbst zahlreiche Beobachtungen
machen, sondern auch regelmässige Himmels-Wachtposten aus
stellen, um ihm, wenn sich irgend etwas Neues am Himmel
blicken lasse, sogleich Nachricht zu geben, Uevel, geb. 1611
28. Jan. und gestorben im Alter von 76 Jahren an seinem
Geburtstage, zeichnete eine Mondkarte, die erste unter allen;
allerdings noch sehr unvollkommen, da er alles nach dem
Augenmasse eintrug, so dass Fehler von 10 Graden des seleno-
graphischen Ortes vorkamen. Auch stach er sie selbst in
Kupfer. Sie findet sich nebst vielen Phasenbildern in seiner
Selenographie. Wenige Jahre darauf veröffentlichte Riceioli in
seinem oben schon erwähnten Almagestum Novum eine von
Grimaldi gezeichnete Mondkarte, die jedoch im Ganzen um
nichts besser ist, als die FleveVsehe. Damals setzte sich auch
eine Nomenclatur der Mondflecken fest; man nannte die grossen
grauen Flecken, so wie einige Bergketten, nach Uevel; die
Ringgebirge jedoch nach Riceioli. — Uevel beschäftigte sich
auch viel mit Beobachtung von Kometen und die von ihm und
Lubienizki gegebene Cometographie ist zwar ein Beweis des
fleissigen Sammelns, aber auch eines fast gänzlichen Mangels
an Kritik. Unter 400 Kometen, von denen sie Nachricht giebt,
fand Halley nur 12, die er berechnen konnte. Margaretha Uevel
hat ihrem Manne fleissig bei den Beobachtungen geholfen. —
Sein Sternkatalog ist auf eigene Beobachtungen gegründet, allein
er stellte diese ohne Hülfe eines Fernrohrs nur durch Dioptern
an, was Uoek, der bereits das Fernrohr an dem Quadranten an
gebracht hatte, zu tadeln sich veranlasst fand. Wir fügen noch
hinzu, dass Hevel auch darin fehlte, dass er aus mehreren Be
obachtungen desselben Sterns nicht das Mittel zog, sondern
diejenige Beobachtung auswählte, die er für die beste hielt. —
Im. J. 1679 brannte seine Sternwarte durch Bosheit eines ent
lassenen Dieners gänzlich ab, wobei auch sämmtliche noch nicht
versandte Exemplare der mit grossen Kosten herausgegebenen