666
Vierzehnter Abschnitt.
beiden war gleich Anfangs die Errichtung zweier grosser und
wohlausgerüsteter Sternwarten verbunden. Am 14. Sept. 1671
machte Dominique Cassini, der neuernannte Director der Stern
warte in Paris, auf derselben seine erste Beobachtung, und vom
27. Aug. 1675 datirt das Dekret, wodurch Johann Flamsteed zum
Direktor der Sternwarte in Greenwich ernannt wurde. Beide An
stalten übertrafen alles, was bisher in dieser Art gesehen wor
den, obgleich sie wesentlich verschieden waren. In der Pariser
Sternwarte wollte Ludwig XIV. vor allem einen Prachtbau haben ;
zu Meridianbeobachtungen eignete sich keiner der langen Säle;
man hatte nur an die hundert und mehrere Puss langen Fern-
röhe gedacht, die der König bei Campani für Cassini bestellte.
In Greenwich dagegen waren es fast allein die Meridianbeob
achtungen, die man beabsichtigte; Mauerquadranten, mit beweg
lichen Fernrohren verbunden, waren aufgestellt in einem anfangs
ziemlich engen Baume, der erst nach und nach erweitert und
zweckmässig eingerichtet ward.
Dominique Cassini, zu Perinaldo in der Grafschaft Nizza
1625 geboren, hatte sich schon in Italien durch wichtige Be
obachtungen ausgezeichnet und unter andern die Botations-
periode der Venus bestimmt, die fast 200 Jahre hindurch
bestritten, schliesslich durch die neueren Beobachtungen
in Born sich bestätigt hat. In Paris konnte er die kräftigsten
der damals vorhandenen Fernröhre benutzen; er entdeckte durch
sie 4 Saturnusmonde und noch vieles Andere. Für die Libration
des Mondes gab er das nach ihm benannte Gesetz, wonach sie
scharf berechnet werden kann. Er bestimmte die ersten 3
Mondflecke nach ihrer selenographischen Länge und Breite und
zeichnete eine Mondkarte von 12 Fass im Durchmesser, die
jedoch füglich auf 1 F. reducirt werden könnte, da sie des
Details sehr wenig enthält. Unter ihm und grossentheils durch
ihn selbst und seinen Sohn ward die Gradmessung ausgeführt,
die man mit einer topographischen Aufnahme des gesammten
Frankreichs verband. Ludwig XIV. war überhaupt bemüht, die
Gelehrten aller Länder an seine Akademie zu ziehen oder doch
sie dadurch in Verbindung mit ihr zu setzen, dass er Pensionen
an ausländische Gelehrte gab. Wie der Italiener Cassini, so
waren der Holländer Huyghens, der Däne Claus Römer und an
dere dem Bufe nach Paris gefolgt und es begann ein sehr reges
Leben in der Himmels- und Erdlmnde wie in den Naturwissen
schaften überhaupt, Maraldi bemerkte zuerst die weissen Flecke
an den Polen der Marskugel, Lahire beobachtete die Sonnen-
flecke, Richer fand die Differenz der Länge des Sekundenpendels
für verschiedene Breiten, Glaus Römer ermittelte die Geschwin
digkeit der Lichtbewegung. Louis Feuillee bestimmte den