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Vierzehnter Abschnitt.
hens in dieser Frage beitrat, auf der einen, und Cassini an der
Spitze sämmtlicher Franzosen, sowie die deutschen Gelehrten,
wie Eisenschmidt, auf der andern Seite. Endlich, als Newton
schon im Grabe ruhte, entstanden in der französischen Aka
demie selbst Zweifel, ob eine Messung Frankreichs wirklich
für sich allein schon hinreiche, über die Gestalt der ganzen
Erde zu entscheiden? Viel besser werde man Newton wider
legen können, wenn man wirklich die Erde messe, so weit
dies möglich sei. Eine Messung am Aequator und eine andere
am Pole, oder doch diesem so nahe als möglich, werde, mit
der französischen verbunden, drei hinreichend entlegene
Punkte zur Construction des Erdquadranten liefern. Ludwig XV.
stimmte bei; es wurden in Peru (Condamine, Bouguer, (rodin)
und in Lappland (Maupertuis, Outhier, Eemonnier, Garns, Celsius)
Gradmessungen unternommen; das unzweifelhafte Resultat
war — dass Neivton Recht hatte,
Deutschland und Italien, bald auch die übrigen Länder des
christlichen Europa, blieben nicht zurück, wenngleich in den
wichtigsten Fragen England und Frankreich den Ton angaben.
Bologna’s und Padua’s Sternwarten waren thätig, namentlich in
Beobachtungen ausser dem Meridian; Manfredi gab Ephemeriden
heraus, die bis tief in’s 18. Jahrhundert hinein fortdauerten;
gegenwärtig sind dort die Mailänder an ihre Stelle getreten.
In Rom arbeitete Bianchini mit Fernrohren von über 80 Fuss
Länge.
In Deutschland suchte Nürnberg seinen alten durch Regio-
montanus begründeten Ruf aufrecht zu erhalten; Eimmart und
seine Tochter (später Gattin des Prof. Müller) zeichneten Him
melskarten, untersuchten die Mondoberfläche und machten auch
noch andere Beobachtungen; leider ist vieles von ihren Arbeiten
nicht veröffentlicht worden und scheint verloren zu sein.
In Berlin hatte gegen Ende des 17. Jahrhunderts Baron
v. Krosigk in der Wallstrasse ein Observatorium auf seinem
Hause errichtet und Kolbe nach dem Cap der guten Hoffnung
geschickt, um durch correspondirende Beobachtungen die Mond
parallaxe zu bestimmen. Aber die gute Hoffnung, die Krosigk
von ihm gefasst hatte, rechtfertigte er nicht; seine spärlichen
und mangelhaften Beobachtungen erwiesen sich als unbrauchbar.
Gottfried Kirch war auch auf dieser Warte thätig, bevor die
akademische Sternwarte errichtet ward. Hier haben Gottfried,
Margaretha und Christfried Kirch gearbeitet; Margaretha insbe
sondere längere Zeit hindurch den Kalender, der damals auch
die astronomische Ephemeride mit enthielt, besorgt.
In Petersburg hatte schon Peter der (Grosse, der auf der
Greenwicher Sternwarte sich bereits selbst an einer Beobachtung