Geschichtlicher Ueberblick.
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der Thal zu klein war, so wäre der Wissenschaft durch ihn
ein grosser Dienst geleistet worden. Leider verkannte er deren
Wichtigkeit und legte sich ein Jahrhundert zu früh die Frage
vor: oh auf dem Monde reelle physische Veränderungen
Vorkommen? Keine der von ihm angeführten hat er zur Gewiss
heit erheben können. Seine zahlreichen einzelnen Zeichnungen
von Mondgegenden in einigen Zusammenhang zu bringen hat
der Yerf. sich vergebens bemüht; nur seine Bergmessungen
sind nicht ganz werthlos und würden, wenn ein zweckmässigeres
Mikrometer hei Messung der Schatten angewandt, und die von
Olhers an Schröter mitgetheilte Theorie der Berechnung von
diesem consequenter befolgt worden wäre, noch genauer ausge
fallen sein. Ein bedeutendes Verdienst aber hat sich Schröter
dadurch erworben, dass er Harding und später Bessel für die
praktische Astronomie gewann, indem er sie zu seinen Gehülfen
machte. Von seiner mit grosser Hartnäckigkeit festgehaltenen
Meinung, dass der Saturnsring nicht rotire, vermochte selbst
sein Freund Olhers ihn nicht abzubringen.
W. Olhers, ein geachteter und viel gesuchter Arzt in
Bremen, Sohn eines Landpredigers, trieb die Astronomie „zu
seiner Erholung“, allein mit Recht sagte Lichtenstein: „hätten
wir doch Viele, die so arbeiteten, wie Olhers sich erholt.“
Er hat ganz besonders die Kometen-Astronomie zu seiner Auf
gabe gemacht, deren mehrere beobachtet und beschrieben, und
1798 seine berühmte „Abhandlung über die leichteste Art, die
Bahn eines Kometen zu berechnen,“ herausgegeben. Ausser
dieser Schrift veröffentlichte er nur einzelne, aber sehr werth
volle Abhandlungen in Zeitschriften. Mach einem halben
Jahrhundert folgte eine zweite von Lacke besorgte, und neuer'
dings eine dritte Auflage des OZfors’schen Werkes. Die Be
rechnung giebt zunächst nur parabolische Bahnen, aber sie
gewährt zugleich die sicherste Beurtheilung, ob die parabolische
Form genüge oder nicht.
Olhers eifrigen Nachforschungen gelang es, die fast schon
verloren geachtete Ceres am 1. Januar 1802 wiederzufinden,
und zwei neue Asterioden, Pallas und Vesta, selbst zu ent
decken. Bis 1817, wo Alter und Kränklichkeit sich fühlbar
machten, hat er seine Nachforschungen fortgesetzt. Er starb
1840 und seine Mitbürger haben ihm ein seiner würdiges
Denkmal gesetzt.
Waren gleich die Arbeiten von Gauss vorherrschend ma
thematische , so lagen doch astronomische Probleme bei so
vielen zum Grunde, dass schon dies allein ihn in die Reihe
der verdientesten Atronomen, die jemals lebten, stellen würde.
Aber er hat auch speciell astronomische Fragen in den Bereich