Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

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Vierzehnter Abschnitt. 
seiner umfassenden Untersuchung gezogen und zwar Fragen von 
höchster Wichtigkeit und in solcher Fülle, wie kaum irgend 
ein anderer seiner Zeitgenossen, Er allein verstand es, die 
Ceres so zu berechnen, dass Olbers sie wiederfinden konnte; 
sein Studirzimmer ward das Atelier, wo die Bahnen der neu 
entdeckten Planeten in kürzester Zeit und so scharf berechnet 
wurden, dass brauchbare Ephemeriden erhalten werden konnten. 
Von ihm angeleitet und nach seinen Theorieen arbeiten jetzt 
unsere jungen Himmelswächter, deren eifrigste Sorge es ist, 
keinen der zahlreichen Planetoiden zu verlieren. Gauss gab 
uns die Summations-Logarithmen, er vervollkommnete Legendre’s 
Methode der kleinsten Quadrate, und seine berühmte Theoria 
motus ist eine reiche Fundgrube für die, welche in schwierigen 
Fällen sich Paths erholen wollen. Einem so ausserordentlichen 
Geiste genügte es nicht, in Einer Wissenschaft, und wäre es 
die ausgedehnteste gewesen, allein zu arbeiten; auch Physik 
und Chemie, Optik und Mechanik verdanken ihm die wichtig 
sten Entdeckungen. Auf seinen Antrag und nach seinen 
Plänen hat Göttingen seine neue schöne Sternwarte erhalten. 
Hier haben wir auch eines edlen deutschen Fürstenpaars 
zu gedenken, Herzogs Ernst II. von Gotha und seiner Gemahlin 
Luise, beides kundige, selbst arbeitende Astronomen und eifrige 
Beförderer der Wissenschaft innerhalb wie ausserhalb ihres 
Landes. Mit dem Freiherrn v. Zach machte Ernst II. astro 
nomische Reisen, namentlich im südlichen Frankreich, wo sie 
in Hyeres und an andern Orten Sternwarten anlegten und 
hauptsächlich geographische Längen und Breiten auf astrono 
mischem Wege bestimmten. 1797 kam in Gotha unter persön 
licher Theilnahme des herzoglichen Paares ein astronomischer 
Congress zu Stande, den man zu wiederholen beschloss, was 
aber, da kein zweites Gotha im damaligen Deutschland zu 
finden war, unterblieb. Auf der vom Herzoge gegründeten 
Sternwarte Seeberg haben nach einander Zach, Lindenau, Encke 
und Hansen das Direktorat geführt. 
Die Fortschritte der Optik, Mechanik und Uhrmacherkunst, 
die in besonders erfreulicher Weise seit den letzten Jahr 
zehnten des 18. Jahrhunderts datiren, kamen den Arbeiten der 
Astronomen sehr wesentlich zu Statten. Die Reichenbach!sehen 
Yollkreise traten an die Stelle der Bird’sehen Mauerquadranten, 
die Uhren von Jürgenson und Kessels in Altona, von Harrison, 
Mudge, Arnold und Dent in England, von Tiede in Berlin 
gelangten zu einer früher nie geahnten Vollkommenheit; das von 
Bouvard erfundene Heliometer ward von Fraunhofer wesent 
lich umgestaltet und verbessert; von demselben leider schon 
im 39. Jahre verstorbenen genialen Künstler auch die Achro-
	        
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