Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Weise davon afficirt werden. Wenn aber, wie dies z. B. in 
der 13. und 17. Figur höchst augenfällig ist, das nördliche 
Horn ein ganz verschiedenes Verhalten, verglichen mit dem 
südlichen, zeigt, so kann die Ursache nur in der Venus zu suchen 
sein. Gebirgsartige Ungleichheiten, wenn sie sich auf der Venus 
vorfinden, müssen, ähnlich wie bei unserm Monde, eine Un 
gleichheit der Horngestalt erzeugen, und man kann daher mit 
Wahrscheinlichkeit auf solche schliessen; zugleich scheint es, 
dass auch hier, wie es beim Monde ausser Zweifel ist, um den 
Südpol herum grössere und häufigere Unebenheiten als um den 
Nordpol sich finden. 
Der Umstand, dass die Veränderungen dieser Horngestalt 
sehr rasch, oft schon nach 5 bis 10 Minuten merklich, vor 
sich gingen, verbunden mit der Wahrnehmung, dass sich die 
selbe oder eine sehr ähnliche Figur nach etwa 23 ^ Stunden 
wiederholte, führte uns zu dem Schlüsse, das Cassini's Rotations- 
periode (23 h 15') vor der Bianchini'sehen (584 h ) den Vorzug 
verdiene. Zur Gewissheit konnten wir diesen seit länger als 
einem Jahrhundert streitigen Punkt nicht erheben, da es uns 
nicht gelungen war, Flecke auf der Venus wahrzunehmen. Dies 
ist jedoch dem Director der Sternwarte des Collegio Romano, 
Herrn P. de Vico, und seinen Gehülfen gelungen. In dem 
trefflichen italienischen Klima erlaubte die Durchsichtigkeit und 
die Ruhe der Atmosphäre die höchst schwachen Flecke auf der 
Venusscheibe wahrzunehmen und wiederholt zu messen. Bereits 
sind mehrere tausend Messungen ausgeführt. Es geht daraus 
hervor, dass die BiancldnVsehe Periode gänzlich zu beseitigen 
sei, da sie nur auf einem Missverständnis des Gesehenen be 
ruht. Wie nahe die Cassini’sehe Periode von der wahren noch 
abweiche, müssen die definitiven Resultate lehren, im Allge 
meinen aber ist sie durch de Vico’s Wahrnehmungen bereits 
bestätigt, und dieser lange Streit hiermit geendet. Es steht 
nunmehr fest, dass die vier untern Planeten Mercur, Venus, 
Erde, Mars nahe die gleiche Rotationszeit haben und also auch 
in dieser Beziehung eine zusammengehörende Gruppe bilden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.