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Fünfzehnter Abschnitt.
That hat man denn auch in neuerer Zeit Medien kennen ge
lernt, welche das Eoth stärker brechen, als das Violett, Kör
per mit sogenannter anomaler Dispersion oder Farbenzer-
strenung.
§ 5.
Eben ist gezeigt worden, wie ein continuirliches Spectrum
entsteht, wenn alle Earben vertreten sind, wenigstens in deren
Reihenfolge keine Lücke verkommt. Ist Letzteres der Fall,
so fehlt das Spaltbild der fehlenden Farbe, demnach muss
sich an der entsprechenden Stelle des Spectrum eine dunkle
Linie zeigen. Von diesem Gedanken ausgehend hat schon
Fraunhofer das Sonnenlicht mit den von ihm so sehr vervoll-
kommneten Hülfsmitteln untersucht. Er fand dabei, dass das
Spectrum der Sonne kein vollkommen continuirliches ist, son
dern eine sehr grosse Zahl dunkler Linien von verschiedener
Stärke enthält. Diese Linien sind seitdem unter dem Kamen
der Frauenh of er ’ s dien Linien allgemein bekannt geworden.
Die Figur auf der folgenden Seite zeigt die auffallendstenjund inter;
essantesten dieser Linien mit der durch den Entdecker gebräuch
lich gewordenen Bezeichnung nach den Buchstaben des lateini
schen Alphabets, unter ihnen z. B. die D-Linie im Orange, mit
der wir uns bald näher beschäftigen müssen. Mit den jetzigen
noch weiter vervollkommneten Hülfsmitteln ist dieselbe ganz
leicht als Doppel-Linie zu erkennen. Es fehlt hier Licht
von der Wellenlänge 0 mm ,0005393, welchem nach Obigem
491261000000000 Schwingungen in der Secunde entsprechen.
Fraunhofer hat den Versuch auch schon auf einige andere
Himmelskörper, so auf den Mond und den Planeten Venus,
bei denen ganz dieselben dunkeln Linien sich zeigen, wie bei
dem Sonnenlicht, angewandt. Das des Sirius aber zeigte eine
Verschiedenheit, jedoch auch wieder in einigen Linien Ueber-
einstimmung. Die nachstehende Figur gibt das Wmos-Spec
trum, wie es die besseren Instrumente der Neuzeit entwerfen.
Zwei weitere Zeichnungen zeigen das Spectrum von Alde
baran (a im Stier) und von Beteigeuze {a im Orion). Zur
besseren Vergleichung sind diese Spectra, verbunden mit einer