Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

S} ect: al-Analyse. 
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nicht zu denken; dennoch sehen wir ein Flammenspectrum, 
wie es eben glühende Gase zeigen, aus mehreren hellen Linien 
bestehend. Noch zwingender ist das Leuchten der bekannten 
Geisler'sehen Böhren, bei denen wir unmittelbar durch das 
Gefühl uns überzeugen können, dass nicht einmal eine wirk 
liche Erwärmung, viel weniger eine Erhitzung, im Innern der 
Bohre stattfindet. Es ist ausserdem hier aber noch Gelegen 
heit geboten, den Versuch in sehr instructiver Weise abzu 
ändern und wichtige Erfahrungen zu machen. 
Die Geisler'sehen Böhren enthalten, wie den Meisten 
unserer Leser bekannt sein dürfte, Gas oder Dämpfe in un 
gern ein starker Verdünnung; das Leuchten tritt ein, 
wenn ein Inductionsstrom hindurchgeführt wird. Es sind zu dem 
Zwecke Platindrähte an den Enden der Bohre eingeschmolzen, 
welche aussen mittelst Häkchen an den Leitungsdrähten des 
Inductions-Apparates zu befestigen sind. Ganz besonders be- 
merkenswerth ist nun Folgendes: Ersetzt man die Bohre durch 
eine andere, welche dasselbe Gas, jedoch in weniger verdünn 
tem Zustande enthält, so nehmen die dem Gase eigentüm 
lichen hellen Spectral-Linien an Breite zu, werden aber auch 
gleichzeitig blasser. Bei noch weiterer Steigerung der Dichte 
fliessen die verschiedenen Linien in einander über, so dass 
ein continuirliches Spectrum entsteht, und endlich, wenn man 
mit der Verdichtung fortfährt, werden die Linien so blass, 
dass ein Spectrum überhaupt nicht mehr wahrzunehmen ist. 
Nunmehr würde erst ein Erhitzen des Gases die hellen Linien 
wieder zum Vorschein bringen. — Durch Verdünnen des 
Gases werden die Linien schmaler und intensiver, aber bei 
fortgesetzter Verdünnung zum Verschwinden schmal, wie es 
ja auch schon die Betrachtung erfordert, dass ein Gas un 
möglich noch sein Spectrum zeigen kann, wenn es in dem 
Baume gewissermassen nicht mehr existirt; denn es befindet 
sich nach vollständiger Evacuirung ja in der Bohre auch jedes 
Gas in demselben Zustande von Verdünnung, und es müssten 
also alle möglichen Gas-Spectra gleichzeitig, oder keins von 
allen auftreten. 
Die eben erwähnten Erscheinungen erklären sich leicht 
aus Dem, was oben über die Kraft gesagt worden ist, mit 
welcher die Atome zu ihrer Gleichgewichtslage zurückstreben. 
Diese Kraft nimmt nicht nur ab mit zunehmender Wärme, 
sondern auch mit zunehmender Dichte eines Gases. Es können 
daher die Atome bei sehr geringer Dichte auch ohne hohe 
Temperatur Bahnen von grosser Amplitude beschreiben. Bei 
zunehmendem Drucke üben die Atome gegenseitig Störungen 
ihrer Umlaufszeiten aus; dadurch werden die Spectral-Linien 
Mädler, Popul. Astronomie, 46
	        
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