Full text: Der Wunderbau des Weltalls oder populäre Astronomie

Spectral-Analyse. 
731 
Will man den Versuch machen, der Erklärung des Nord 
lichts aus der Summe der bisher gemachten Erfahrungen ein 
wenig näher zu kommen, so darf man wohl folgende Betrach 
tungen wagen: 
Besteht die oberste Schicht der Erdatmosphäre aus einem 
Eluidum von so engen Beziehungen zum Erdmagnetismus, wie 
wir das hei dem Nordlicht wahrnehmen, so wird die Dichtig 
keit dieses Fluidums in den verschiedenen erdmagnetischen 
Zonen eine sehr verschiedene werden müssen, und sie wird 
ausserdem an den Aenderungen des Erdmagnetismus erheblichen 
Antheil nehmen. Es kann daher geschehen, dass dieses Flui 
dum zu gewissen Zeiten über gewisse Breiten die Dichtigkeit 
Null hat, d. h. überhaupt fehlt, unter andern Breiten eine desto 
grössere Dichtigkeit besitzt. Wie die Beobachtungen an Geis 
ter’sehen Böhren zeigen, haben die Lichterscheinungen eine ge 
wisse obere und untere Grenze der Dichtigkeit des Mediums, bei 
der sie auftreten und verschwinden. Sie finden ebenso wenig 
in merklicher Weise statt, wenn die Dichtigkeit gross ist, als 
wenn dieselbe sich der eines Yacuums zu sehr näherte. Hier 
nach würde nun vielleicht die Annahme gestattet sein, dass 
das Nordlichtsfluidum zu gewissen Zeiten, und zwar um die 
Epoche des Sonnenflecken-Minimum herum nur über einer Zone 
von sehr hoher Breite diejenige Dichtigkeit besitzt, welche das 
Hervortreten der Lichterscheinungen erlaubt, während zu an 
dern Zeiten, um die Epoche des Maximums der Sonnenflecken 
diese Dichte des Fluidums wegen geänderter Vertheilung auch 
in niederen Breiten vorkommt. Dem bekannten dunklen Seg 
ment, über welchem bei einem ausgebildeten Nordlicht die 
Strahlen in einem Bogen hin- und herlaufend emporschiessen, 
würde eine Kugelschale des Fluidums entsprechen, deren Dich 
tigkeit zu gross ist, wenn man diesem Fluidum ein paramag 
netisches Verhalten zuschreiben will, wie es z. B, Eisen oder 
Nickel besitzen; oder die Dichtigkeit ist zu klein für Licht 
erscheinungen , wenn man das Fluidum diamagnetisch, wie 
z. B, Wismuth annimmt. 
Die hier vorgetragene Hypothese scheint vor andern, auch 
vor der von de la Rive den Vorzug zu haben, dass sie wenigstens 
einigermassen das sonst so räthselhafte dunkle Segment aus 
den Erfahrungen der Spectral-Analyse erklärt, wie nicht we 
niger, dass in der Nähe des magnetischen Pols die Krone des 
Nordlichts sich an einer Stelle bildet, nach welcher das Süd 
ende der Magnetnadel (der Inclinationsnadel) zielt. Dass letz 
terer Zusammenhang nicht wohl für andere Breiten mit ganz 
anderer Declination und Inclination ebenfalls bestehen bleiben 
kann, falls nicht etwa die Krone eine optische Täuschung wäre, 
ist leicht zu erkennen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.