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Sechszehnter Abschnitt.
für mittlere nördliche Breiten überall erst gegen 10 Uhr Abends
auf, und daraus erklärt sieb, dass bei denselben in den frühe
ren Abendstunden nur wenig zu sehen ist. Die Culmination
des Radianten erfolgt gegen 18 Uhr oder 6 Uhr Morgens;
daher nimmt denn auch bis dabin die Häufigkeit zu, besonders
im dritten von drei auf einanderfolgenden Jahren, so lange
nicht die Dämmerung der Beobachtung hinderlich wird.
Wegen ihrer Umlaufszeit von 365 x / 4 Tagen tritt die Erde
hei jedem folgenden Umlauf im Mittel um 6 Stunden später
in den Stromring der Leoniden, was aber wegen der Un
regelmässigkeiten in demselben nur im Allgemeinen sich
bemerkbar machen kann; unter diesen Verhältnissen ist im
dritten Jahre der Radiant seiner Culmination am nächsten,
also am günstigsten gelegen.
Die Umlaufszeit des Stroms selbst nahm Gr. A. Newton
hei der retrograden Bewegung der Leoniden zu
oder 354,62 Tagen an, unter welcher Voraussetzung aller
dings der Strom nach 33 x / 4 Jahren in seinem dichtesten Theile
wieder mit der Erde zusammentrifft und wegen der Ausdehnung
desselben auch in den Kachbarjahren. Doch sind im ganzen
vier Lösungen zulässig, darunter die von 33 x / 4 Jahren Um
laufszeit; Gr. A. Newton hat selbst das Kriterium angegeben,
durch welche man die richtige Lösung erkennen konnte. Es
stimmt nämlich die obige jährliche siderische Bewegung der
Knotenlänge von 52, "4, welche durch die Störungen der Pla
neten veranlasst wird, nur mit einer Umlaufszeit von 33 1 / 4
Jahren, wie Adams durch mühsame Rechnungen bewiesen hat.
In Zukunft, besonders auch unter Beihülfe der glänzenden
Entdeckung des Mailänder Astronomen Schiaparelli wird man
solche Fragen meist viel leichter entscheiden können. Mit
dieser Entdeckung haben wir uns nun zunächst zu beschäftigen.
§ 27.
Schiaparelli’s Entdeckung.
Nach den scharfsinnigen Untersuchungen des genannten
Gelehrten sind die Sternschnuppen feste Theilchen, welche
durch die Anziehungen der Planeten von einem Cometen los
getrennt und in der Bahn desselben zerstreuet worden sind.
Die Cometen sind kosmische Wolken, gewissermaassen Staub
wolken grössten Maassstabs inr-Ganzen wie im Einzelnen, also
auch der Staubkörnchen, deren Zwischenräume unter einander
durch eine gasförmige, die drei hellen Linien zeigende Materie
von sonst noch nicht hinreichend erforschter Beschaffenheit aus
gefüllt wird. Dass sich eine solche aus dem Weltenraum kom-