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Sternberg, alte Landſchaft im preuß. Regbez.
Frankfurt, im O. von der Oder und im Süden von der
Warthe, bildet jetzt die beiden Kreiſe Oſtſternberg
(Landratsamt in Zielenzig) und Weſtſternberg mit
der Hauptſtadt Droſſen. S. gehörte urſprünglich zum
»Land Lebus« und kam mit dieſem im 13. Jahrh.
an Brandenburg. 1535 wurde es der Neumark zu-
geteilt. Vgl. Freier, Urkundliche Geſchichte des Lan-
des S. (Zielenzig 1892).
Sternberg, 1) Stadt in Mähren, 236 m ü. M.,
an den StaatsbahnlinienOlmüß—S. und S.-Hanns-
dorf — Ziegenhals gelegen, Sig einer Bezirkshaupt-
mannſchaft und eines Bezirksgerichts, hat eine jchöne
Pfarrkirche, ein reſtauriertes Schloß, Anlagen, eine
Landes-Oberrealſchule, eine Fachſchule für Weberei,
eine Landesirrenanſtalt, eine große Tabakfabrik, be-
deutende Leinen- und Baumwollweberei, Seiden-
warenfabriken, Bleichereien, Färbereien und Appre-
turen, Maſchinenfabrik, Dampfmühlen, Brettſägen,
eine Bierbrauerei, Malzfabrik, Käſerei, Gerberei, Öbjt-
bau (beſonders Kirſchen), lebhaften Handel, Elektrizi-
tätswerk, Sparkaſſe und (1900) 15,220 deutſche Ein-
wohner. S. wurde 1253 na< dem Mongoleneinfall
duch Zdislamw von Sternberg gegründet, 1430 von
den Taboriten und 1642 von den Schweden einge-
nommen. Seit Ende des 17. Jahrh. bildet S. eine
“Domäne des Fürſten Liechtenſtein. Vgl. Stief, Ge-
ſchichte der Stadt S. in Mähren (Sternb. 1894) und
Topographie des politiſchen Bezirks S. (daſ. 1898). —
2) Stadt im Großherzogtum Me>lenburg-Schwerin,
Kreis Medlenburg, anı Sternberger See und an der
Staatsbahnlinie Hornstorf-Karow, hat eine evang.
Kirche, Synagoge, Technikum, Amtsgericht, Fabri-
kation von Faßdauben, 3 Dampfſägemühlen, Mol-
terei, Ziegelbrennerei und (1905) 3027 Einw. S. iſt
abwechſelnd mit Malchin Sit der me>lenburgiſchen
Stände. Nach S. benannt ſind als geologiſche Merk-
würdigkeit die ſogen. Sternberger Kuchen (\. d.). —
3) Stadt im preuß. Regbez. Frankfurt, Kreis Oſt-
ſternberg, an der Staatsbahnlinie Frankfurt—Poſen,
an einem Kleinen See, 91 m ü.M., hat eine evang.
Kirche, Oberförſterei, ein -Kinder- und Ferienheim
der Stadt Frankfurt a. O., eine Lungenheilſtätte
der Stadt Schöneberg, Fabrikation von landwirt-
ſchaftlihen Maſchinen und Öfen, Ziegelbrennerei, be-
rühmte Pferdemärkte und (1905) 1589 Einw. , davon
51 Katholiken und 14 Juden. — 4) Badeort bei
Schlan in Böhmen (j. Schlan).
Meyers Konv.-Lerifon, 6. Aufl., XIX. Bd.
Sternberg, altes freiherrliches, feit 1661 reichg-
gräfliches Gelchlecht aus Franken, das in Öſterreich,
Böhmen und Mähren begütert iſt, in Böhmen feit
dem 13. Jahıh. urkundlich auftaucht. Die böhmiſche
Linie teilte fich Anfang des 18. Jahrh. in eine ältere
und eine jüngere. Jene erwarb durch Heirat 1762
die reichSunmtttelbaren, in der Eifel gelegenen Herr-
ſchaften der Grafen Manderſcheid mit Si und Stimme
im weſtfäliſhen Grafenkollegium, nannte ſich ſeitdem
S.-Manderſcheid und ward für den Verluſt jener
Beſitzungen im Lüneviller Frieden mit den vormaligen
Abteien Schuſſenried und Weißenau entſchädigt, die
jest eine Standesherrihaft unter württembergiſcher
Oberhoheit bilden. Die Linie ſtarb 1843 im Mannes-
ſtamm aus. Die jüngere Linie, ©.-Gerowiß, in
Böhmen begütert, hat zum Haupte den Neichsgrafen
Leopold von S., geb. 22. Okt. 1865 in Pohoëelig,
erbliches Mitglied des Herrenhauſes im Reichsrat. Aus
dieſer Linie ſtammte auch Kaſpar Maria von S.,
geb. 6. Jan. 1761 in Prag, geit. 20. Dez. 1838 in
Brzeſina, war für den geiſtlichen Stand beſtimmt,
abſolvierte auh das Collegium germanicum in Rom
und trat 1785 in das Regensburger Domkapitel, legte
1806 jeine amtliche Stellung nieder und widmete Jich
nunmehr vollends dem Studium der Kunſt und der
Naturwiſſenſchaften und war für Böhmens geiſtige
Kultur raſtlos tätig. Er ſtarb als Präſident des
böhmiſchen Nationalmuſeums in Prag, dem er ſeine
ſämtlichen reichen naturwiſſenſchaftlihen Sammlun-
gen und Bibliothek vermachte. Von ſeinen zahlreichen
Veröffentlichungen ſind die bedeutendſten: » Verſuch
einer geognoſtiſh-botaniſchen Darſtellung der Flora
der Vorwelt« (Prag 1820 —32, 2 Bde. mit 160 Ta-
feln), eine Monographie über die Saxifrageen und
Arbeiten über die böhmiſche Flora ſowie »Umriß
einer Geſchichte der böhmiſchen Bergwerke« (daſ. 1836
bis 1838, 2 Bde.). Seinen Briefwechſel mit Goethe
ausden Jahren 1820—32 gab Bratranek (Leipz. 1866)
heraus. Vgl. Palacky, Leben des Grafen Kaſpar
S., von ihm ſelbſt beſchrieben (Prag 1868). — Der
jüngere Bruder des obengenannten Hauptes der Linie,
Adalbert, geb. 14. Jan. 1868 in Pohokeliz, ging
nach kurzer aktiver Dienſtzeit (ſeit 1886) auf Reiſen,
begab fich 1896 nad) Trandvaal und wurde 1900 bei
Paardeberg gefangen genommen (vgl. ſeine Schriſt
» Meine Erlebniſſe und Erfahrungen im Boeren-
friege«, Berl. 1901). Jm Februar 1904 und wiederum
1907 wurde er in den Reichsrat gewählt. Er iſt
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