Erstes Kapitel.
Rationale nnd irrationale Zahlen.
§ 1*. Bevor man das Studium der Theorie der Functionen
beginnt, ist es uöthig, den Begriff der irrationalen Zahl und
den des Grenzwerthes genau festzustellen. Obgleich diese Be
griffe zweifelsohne durch Anlehnung an geometrische Vor
stellungen entstanden sind, so ziehen wir doch vor, sie ohne
solche Veranschaulichung zu entwickeln, um zu zeigen, dass
die Arithmetik von der Geometrie ganz unabhängig ist und
ohne Zuhülfenahme der Erfahrung consequent aus ihren Prä
missen aufgebaut werden kann.
Das Material, mit dem sich die Arithmetik in ihren ersten
Operationen allein beschäftigt, sind die positiven ganzen oder
„natürlichen“ Zahlen, die eine gesetzmässig geordnete Reihe
von Zeichen bilden, in der jedes Zeichen ein bestimmtes
folgendes und mit Ausnahme des ersten ein bestimmtes voraus
gehendes besitzt und in der beim Fortschreiten nie dasselbe
Zeichen wiederkehrt 1 ). Man kann dann 2 ), unter a -}- 1 die
auf a folgende Zahl verstehend, die Addition, Multiplication
und Potenzirung recurrirend durch die Gleichungen:
a + (P 1) — { a “h &) “h 1
a (b -J- 1) — ah a, a • 1 — a
a ,J+1 = a ,J ■ a 1 , ,a l == a
definirei! (es ist interessant hienach an der Reihe a, ß, y } d, ..,
der griechischen Zahlzeichen mit a — 1 einige Rechnungen
1) Schröder, Lehrbuch der Arithmetik und Algebra, Band 1
Seite 1 —18. — Kronecker, Journal f. Math., Band CI Seite 837.
— Dedekind, Was sind und was sollen die Zahlen? — Helmholtz,
Zählen und Messen.
2) Grassmann, H., Lehrbuch der Arithmetik für höhere Lehr
anstalten.
Dini, l’unctionentheorie.
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