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Erster Theil. Differential-Rechnung.
der Änderung der Function und ihrem Differential nicht nur
an sich, sondern auch im Verhältnis zu dx beliebig klein
machen kann.
An dieser Stelle möge auf die Verschiedenheit der Be
deutung hingewiesen werden, welche den Zeichen dx und df(x)
in der Gleichung (1) einerseits und in dem Leibniz’schen
d f(x)
Symbol für den Differentialquotienten anderseits zukommt.
Hier bedeuten dx und df(x) zugleich gegen die Grenze Null
conyergirende, also unendlich Mein werdende Grössen und das
Symbol -^r selbst den Grenzwert ihres Quotienten; dort be
deutet dx eine endliche und df(x) eine dem dx proportionale
ebenfalls endliche Grösse*), beide sehr Mein in Ansehung der
endlichen Rechnungsgrössen wie etwa x und f(x) selbst; der
Grad der Kleinheit ist dabei relativ und abhängig von der
Schärfe, in welcher die bezügliche Rechnung ausgeführt werden
soll. So ist z. B. (30)
d log sin x — yYcT dx = M cotg xdx;
für x — arc 30 0 = , dx — arc V— 757^7: = 0-00029088 ...
b 7 loO • 60
ergibt sich bei Abkürzung auf 5 Decimalen
d log sin 30° = 0-484 294 4 • 1-732 050 6 • 0-000 290 9
= 0-00022
und dies stimmt mit der in fünfstelligen Tafeln bei log sin 80°
angegebenen Differenz pro Minute überein; selbst bei einer auf
7 Decimalen angelegten Rechnung erhält man
d log sin 30° = O'OOO 218 8
nur in der siebenten Stelle abweichend von der in siebenstel
ligen Tafeln bei log sin 30° angegebenen Differenz 0-000218 7.
Die mit einem feststehenden dx für verschiedene Werte
von x gebildeten Werte von df(x) definiren eine Function von
x, und von dieser kann neuerdings das Differential gebildet
*) Aus der Stellung, welche der Differentialquotient in der Formel
(1) einnimmt, leitet sich die für ihn mitunter gebrauchte Benennung
„Differentialcoefficient“ her.