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Erster Theil. Differential - Eechnung.
eine Wende- oder Inflexionstangente der Curve. Eine solche
Tangente berührt und schneidet die Curve zugleich. Geometrisch
ist sie dadurch gekennzeichnet, dass sie
mit der Curve in M 0 drei vereinigt liegende
Punkte gemein hat; der Sinn dieser Aus
drucksweise gründet sich auf die Auffas
sung der Tangente als Grenze einer um
M 0 gedrehten Secante Fig. 60,
wenn bei der Drehung die Punkte M\ M"
unaufhörlich dem Punkte M 0 sich nähern (22, 2)).
Die Beziehungen y 0 "= 0, y 0 '"^ 0 bedingen aber einen
extremen Wert von d'= y — yf, also auch von y, weil y 0 '
constant ist; ist daher y 0 "'<. 0, so ist y<f ein Maximum, und
ist y'"> 0, so bedeutet y 0 ' ein ,Minimum. Im Wendepunkte
hat also der Eichtungscoefficient, somit auch der Neigungs
winkel der Tangente gegen die positive X-Axe, einen extremen
Wert.
Um alle Fälle, die möglich sind, zu erschöpfen, nehmen
wir nun an, dass an der Stelle x 0 alle Differentialquotienten
von d bis zum (p—l)-ten einschliesslich verschwinden; von
dem Vorzeichen des nächsten Differentialquotienten, von yff\
hängt nun das Verhalten der Curve in der Umgebung von Jlf 0
ab wie folgt (115);
Ist p gerad und >0, so ist d an der Stelle x = x 0
ein Minimum, in einer angebbaren Umgebung von M 0 also
y > Y, die Curve concav nach oben.
Ist p gerad und yW < 0, so ist an der Stelle x — x 0 ein
Maximum, in einer angebbaren Umgebung von M 0 also y<Y,
die Curve concav nach unten.
Ist p ungerad, so hat d an der Stelle x 0 keinen extremen
Wert und ist der Punkt M 0 ein Wendepunkt.
In diesen Sätzen sind die oben entwickelten Specialfälle
p = 2 und p = 3 mit inbegriffen.
Soll also eine Curve y = f(x) auf etwa vorhandene Wende
punkte geprüft werden, so bilde man den zweiten Differential
quotienten f"(x) und löse die Gleichung
f{x) = 0