Sechster Abschnitt. Anwendung der Differential-Rechnung u. s. w. 353
auf; sind Wendepunkte vorhanden, so befinden sich ihre Ab-
scissen unter den Wurzeln dieser Gleichung; die weitere Ent
scheidung hat auf Grund der obigen Sätze zu erfolgen.
Weil ein Wendepunkt dadurch charakterisirt ist, dass für
ihn y einen extremen Wert annimmt, so sind auch solche
Stellen x in die Betrachtung einzubeziehen, an welchen y"
unendlich wird; ändert y" bei Überschreitung einer solchen
Stelle sein Vorzeichen, so ist an derselben y ein Extrem
und hat die Curve einen Wendepunkt (117, 2)).
Wenn die Curve durch die Gleichung
f( x , y) = 0
gegeben ist, so hat man mittels der Gleichungen (56)
fx + fy y = ^
fx 2 + 2 fx y y' -\- fay 2 ~\- fyV = 0
y" .zu bestimmen und erhält dafür den Ausdruck
G(fyY ~ Vxyfjy + fy-ifxY
y ~ (f,y
die Coordinaten etwa vorhandener Wendepunkte sind dann
unter den Wurzeln des Gleichungenpaares
f(x, y) = 0, fxYfyf ~ Sfx'yfxfy + = 0
zu suchen.
Beispiele. 1) Die durch die Gleichung
y = sin x
dargestellte transcendente Curve heisst Sinuslinie. Vermöge
der Periodicität des Sinus genügt es, ihren Verlauf in dem
Intervalle (0, 2 7t) festzustellen. Aus dem Vorzeichen von
y" = — sin x,
das negativ ist in (0, n), positiv in (jt, 27t), folgt, dass im
ersten Abschnitte die Curve concav nach unten, im zweiten
Abschnitte concav nach oben ist; an den Stellen 0, 7t, 2tc
findet ein Wechsel im Vorzeichen von y" statt, die betreffen
den Punkte 0/0, 7t/0, 2tz/0 sind Wendepunkte und die Rich-
tungscoefficienten der Tangente dortselbst sind 1, — 1, 1
(Fig. 61).
Czuber, Vorlesungen. I.
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