396 Erster Theil. Differential-Rechnung.
In Betreff der Wurzeln der Gleichung (11) sind aber
mehrere Fälle zu unterscheiden.
a) Ist die Discriminante
A, 2 fyo AoL < °;
so hat (11) zwei verschiedene reelle Lösungen, durch M 0
gehen zwei reelle Zweige mit verschiedenen Tangenten, M 0
ist also ein Knotenpunkt (Fig. 77, a)).
b) Ist die Discriminante
Ao 2 fy o 1 fxjy 0 = 0,
so besitzt (11) zwei gleiche reelle Lösungen, die beiden durch
M 0 laufenden Curvenzweige haben hier eine gemeinsame Tan
gente; dies kann verschiedene Erscheinungen an der Curve
bedingen: einen Selbstberührungspunkt (Fig. 77, b)) oder eine
Spitze (Fig. 79) oder einen isolirten Funkt*). Ob das eine
oder das andere zutrifft, muss eine weitere Untersuchung fest
stellen. Gibt es zu beiden Seiten von M 0 reelle Werte von
x und y, so ist Selbstberührung vorhanden; sind nur zu
einer Seite von M 0 reelle y oder reelle x vorhanden, so hat
man es mit einer Spitze zu thun — ob mit einer der ersten
oder der zweiten Art, darüber entscheidet die Richtung der
Concavität der beiden Aste in M 0 (140) —; gibt es in der
Umgebung von M 0 auf keiner Seite reelle y, so ist M 0 ein
isolirter Punkt.
*) Dass in einem isolirten Punkte eine reelle Tangente existiren
kann, ist analytisch so zu erkennen. Sind
y = u{x) -f- iv(x)
y = u{x) — iv{x)
zwei conjugirt imaginäre Zweige, so ist für einen isolirten Punkt x 0 /y 0 ,
der aus diesen Zweigen sich ergibt,
V (X 0 ) = 0;
die Tangenten an diesen Punkt im neuen Coordinatensysteme haben
die Gleichungen
r\ = (u\x 0 ) -f- iv'(x 0 ))i
V = (u'ix 0 ) — iv’(x 0 )) £ ;
im Allgemeinen sind diese Tangenten imaginär; sie werden reell und
fallen gleichzeitig zusammen, wenn
v\x 0 ) = 0,
wenn also x 0 eine mehrfache Wurzel der Gleichung v(x) = 0 ist.