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Erster Theil. Differential-Rechnung.
der Geschwindigkeit nicht unmittelbar übertragen; der an
geschriebene Quotient bedeutet nunmehr die während des Zeit-
intervalls (x, x -f- h) auf die Zeiteinheit durchschnittlich ent
fallende Weglänge; je kürzer das Zeitintervall, umso geringer
die TJngleichmässigkeit der Bewegung während desselben, um
so näher rückt die Bedeutung jenes Quotienten der einer Ge
schwindigkeit; und nähert sich der Quotient bei stetig gegen
Null abnehmendem h einem Grenzwert, so wird dieser Grenzwert
lim
Ä = + 0
f\x -f h) — f{x)
h
als die im Augenblicke x herrschende Geschwindigkeit erklärt.
Wenn also f(x) den bei geradliniger Bewegung in der Zeit x
mrückgelegten Weg ausdrückt, so hat der Differentialquotient
fix) die Bedeutung der im letzten Augenblicke dieser Zeit herr
schenden Geschwindigkeit.
Mit Hilfe des Bewegungsbegriifes kann dem Differential-
quotienten eine bemerkenswerte Deutung gegeben werden. Stellt
man sich vor, die Variable x durchlaufe ihr Intervall (a, ß)
gleichmässig, so durchläuft die Function ihren Bereich im all
gemeinen ungleichmässig; bis zu dem Zeitpunkte, in welchem
die Variable den Wert x, die Function den zugeordneten Wert
fix) angenommen, sei die Zeit t verflossen, und in dem weiteren
Zeitintervall t mögen die Werte x -J- h und fix-\-h) zu Stande
kommen; dann ist = c die Geschwindigkeit, mit welcher x
sein Intervall durchläuft und der Grenzwert von ^
für lim r = 0 die Geschwindigkeit, mit welcher sich f(x) im
letzten Augenblicke der Zeit t in seinem Bereich bewegt;
da nun
fjx + h) — fjx) fix -f h) — fjx)
fix -f- h) — fix) r t
h h c
r
und h mit t zugleich gegen die Null convergirt, so ist der
Differentialquotient das Verhältnis der Geschwindigkeiten, mit
welchen x und fix) sich im gegebenen Augenblicke in ihren
Gebieten bewegen. Man kann somit den Satz aufstellen; Ber
Differentiolquotient einer Function fix) an einer Stelle x ist die