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Erster Theil. Differential-Rechnung.
Ist f(x) der in der Zeit x zurückgelegte Weg, also f (x)
die im letzten Augenblicke dieser Zeit herrschende Geschwin
digkeit, so stellt das Differential df{x) — f (x) dx den in dem
Zeitintervall {x, x -{- dx) beschriebenen Weg um so genauer
dar, je kleiner dx, und es lässt sich dx so klein wählen, dass
der Unterschied zwischen dem wirklich zurückgelegten Weg
xlf(x) und diesem df(x) im Verhältnis zu dx dem Betrage
nach beliebig klein werde.
Wird f{x) in den Ordinaten einer Curve zur Darstellung
gebracht, so ist df(x) — f {x) • dx — dx - tgcc = QB (Fig. 6)
die Änderung, welche die Ordinate der Tangente bei dem Über
gange von x zu x -j- dx erfährt; dies unterscheidet sich von
der Änderung der Ordinate der Curve, von Af(x) = QM',
um so weniger, je kleiner dx, und wieder kann dx so ein
geschränkt werden, dass das Verhältnis —ü?)—^fix) _
ö ’ dx MQ
dem Betrage nach beliebig klein wird.
§ 2. Allgemeine Sätze über Differentiation.
24. Differentiation eines Aggregats. Sind f(x), g(x) zwei
in dem Intervall {a, ß) stetige Functionen, welche an jeder
Stelle dieses Intervalls einen Differentialquotienten besitzen,
so haben auch die Aggregate
Ü» ± 9(p)
an jeder Stelle einen Differentialquotienten; denn der Differenzen
quotient
f(x + h) + g(x + h) — {fix) ± g(x)}
h
= f ( ' x + h) ~ № _I_ — ( J ( x )
h _ — h
convergirt unter den obigen Voraussetzungen mit gegen Null
abnehmendem h gegen eine bestimmte Grenze, und es ist
(1) D x \f(x) + g (®)] = D x f{x) + D x g (x).
Die Formel kann leicht auf Aggregate aus einer beliebigen
endlichen Anzahl von Bestandtheilen ausgedehnt werden und
gibt den Satz: Der Differentialquotient eines Aggregats ist das
aus den Differentialquotienten der Bestandtheile analog gebildete
Aggregat.