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Erster Theil. Differential-Rechnung.
Fig. 9.
Ordinateli einer Curve dargestellt wird. Der Inhalt der For
mel (1) ist dann der folgende. Besitzt die Curve AB, Fig. 9,
an jeder Stelle eine bestimmte Tangente, so gibt es zwischen
A und B mindestens einen Punkt M, in
welchem die Tangente MT der Sehne
AB parallel ist.
An früherer Stelle (2l) ist erwiesen
worden, dass der Differentialquotient einer
constanten Function Null ist; nun kann
auch die Umkehrung dieses Satzes bewie
sen werden: Wenn der Di/ferentialquotient
fix) einer Function fix) an allen Stellen
des Intervalls (a, ß) Null ist, so ist die Function in diesem
Intervall Constant.
Sind nämlich x x , x 2 zwei Stellen aus (a, ß), so ist zu
folge (1)
f(x 2 ) — f{xf) = (x 2 — %)/"(!),
wobei | zwischen x 1 und x 2 liegt; da aber für jedes % zwischen
a und ß /*'(!) — 0 ist, so ist
ffa) — f(. X l) = °;
also f{xf) — f{xf)- wenn aber jede zwei Werte von f{x) aus
dem Intervall (a, ß) einander gleich sind, so hat die Function
einen constanten Wert.
Aus diesem Satze folgt der weitere: Wenn zwei Functio
nen fix), (p(x) in einem Intervall (cc, ß) gleiche Differential
quotienten haben, so können sie sich nur um eine Gonstante von
einander unterscheiden.
Denn aus
folgt auch
und daraus
fix) = <p\x)
D x [f(x) - <p(»)] = 0
f{x) — cp ix) = C,
wobei C eine Constante bedeutet.
In Artikel 34 wurde gezeigt, dass der Differentialquotient
einer in dem Intervall («, ß) beständig wachsendem (abnehmen
den) Function niemals negativ (positiv) ist; auch die Umkeh
rung dieses Satzes kann jetzt bewiesen werden: Wenn der