214 Erster Teil. Differential - Rechnung.
f(x) beständig gleich Null ist. .Auf diese Weise fortiährend
muß inan notwendig zu einem Intervall kommen, das die Null
einschließt; dann aber befindet man sich im Falle des vorigen
Satzes und schließt, daß
a 0 = 0, a x = 0, a 2 = 0, . . .
Auf Grund dieser beiden Sätze kann nun die Richtigkeit
der folgenden Behauptung erwiesen werden:
Besitzen zwei konvergente Potenzreihen
a 0 + a x x -f- a 2 x 2 + ■ • •
\ -f \ x + b. 2 x 2 H
für jedes x aus einem beliebigen Intervall (a, ß) übereinstimmende
Grenzwerte f{x"), g ix), so sind die Koeffizienten gleichhoher
Potenzen von x einander gleich und die Grenzwerte im ganzen
Konvergenzintervall ubereinstimmend.
Da nämlich
f{x) —g(x) = (a 0 — b 0 ) + (a x — bf)x+ (a 2 — bf)x 2 H
Null ist für alle x aus (a, ß), so ist
«o — & o = 0 > a 1 — b 1 = 0, a 2 — b 2 = 0,...,
also
«0 = ^07 = a 2 == ^2 7 • • •
und die Gleichung f(x)—g{x) = 0 oder f(x)=g{x) besteht
für alle Werte von x, für welche die Reihen konvergieren.
Daraus ergibt sich die Tatsache, daß eine Funktion, wenn
sie als Grenzwert einer Potenzreihe darstellbar ist, es nur
auf eine einzige Art sein kann.
Der obige Satz führt den Namen des Satzes der unbe
stimmten Koeffizienten und gilt ebensowohl für Potenzreihen
wie für ganze Funktionen.
90. Komplexe Potenzreihen. Die über Potenzreihen
unter Voraussetzung reeller Koeffizienten und reeller Werte der
Variablen abgeleiteten Sätze behalten ihre Geltung auch dann,
wenn die Koeffizienten komplexe Zahlen sind, oder wenn der
Variablen auch komplexe Werte erteilt werden, oder wenn
beides zusammentrifft, sofern man den absoluten Wert einer
komplexen Zahl so versteht, wie es in 6 erklärt worden ist,
nämlich als ihren Modul.