Sechster Abschnitt. Anwendung der Differential-Rechnung usw. 551
vertreten sind, nennt man konjugiert, weil derartige Tangenten
paare in der Indikatrix des Punktes M als konjugierte Durch
messer erscheinen.
Für die ^«/-Projektion solcher Richtungen ergibt sich aus
(14) die Relation:
dpd x x + dqd x y = 0,
oder, wenn mau für dp, dq die Werte setzt:
(14*) rdxd 1 x + s{d t xdy -f dxd x y) -f- tdydpy = 0.
Nach der Definition wird nun C zu einer asymptotischen
Linie A, wenn die Charakteristik mit der Tangente an C zu
sammenfällt, wenn also die zwei Richtungen in (14*) sich ver
einigen. Demnach hat jede Linie A der Gleichung
(15) rdx 2 -f 2 sdxdy + tdy^ = 0
zu genügen; man nennt diese die Differentialgleichung der
asymptotischen Linien. Die geometrische Eigenschaft, die sie
zum Ausdruck bringt, ergibt sich durch folgende Betrachtung.
Der Normalschnitt der Fläche, welcher die Kurve A im
Punkte M berührt, hat die Krümmung (203, (8))
1 r COS 2 CC 2 S COS CC cos ß -(- t cos 2 ß
B F/f -f r + 1
laut (15) aber ist
r cos 2 cc -f 2 s cos a cos ß -f t cos 2 ß = 0,
folglich auch
Eine asymptotische Linie berührt also in jedem Funkte einen
Normalschnitt von der Krümmung Null.
Solche Normalschnitte existieren jedoch nur in hyperbo
lischen und in parabolischen Punkten.
In einem hyperbolischen Punkte gibt es solcher Normal
schnitte zwei, und ihre Tangenten sind die Asymptoten der
Dupinschen Indikatrix (204). Auf einer Fläche oder einer
Flächenregion mit hyperbolischen Funkten lassen sich also zwei
Scharen von asymptotischen Linien verzeichnen; in jedem Funkte
schneiden sich zwei Linien, aus jeder Schar eine, und ihre