Dritter Abschnitt. Einfache und mehrfache bestimmte Integrale. 123
Unendliche sich erstreckt, wobei selbstverständlich vorausgesetzt
wird, daß die Funktion f(x) für alle reellen Werte von x
definiert ist.
Diese Begriffserweiterungen gründen sich darauf, daß das
Integral der ursprünglichen Definition eine stetige Funktion seiner
Grenzen ist (222, 8)).
Man pflegt Integrale, bei welchen die oben angeführten
Bedingungen bestehen und die demnach Grenzwerte von Sum
men darstellen, eigentliche bestimmte Integrale, dagegen die aus
der Begriffserweiterung hervorgehenden Integrale uneigentliche
bestimmte Integrale zu nennen.*)
266. Integrale unendlich werdender Funktionen.
Wir beginnen mit der Untersuchung von Integralen unendlich
werdender Funktionen.
Die Funktion f(x) sei in jedem Teile {a, x) des Intervalls
{a, b) endlich und stetig, werde aber unendlich groß bei dem
Grenzübergange lim x =b — 0, oder, wie man sagt, an der
oberen Grenze von (a, b). Dann ist, solange a < x < b,
f f(x)dx = d>{x)
a
eine stetige Funktion von x, und bleibt sie stetig bei dem
Grenzübergange lim x = b — 0, so definiert man den bestimm
ten endlichen Grenzwert lim als das über (a, b) erstreckte
x' = 6 — 0
Integral von f{x), bezeichnet es wieder durch das Symbol
b
J f(x)dx und hat also dafür die erklärende Gleichung:
a
b x'
(1) Cf(x)dx= lim j f(x)dx.
a *' = 6-0"
Die Stetigkeit von &(x') bei dem Grenzübergange lim x
= b — 0 erfordert (17), daß sich eine linksseitige Umgebung
(b — d, b) von b bestimmen lasse derart, daß für irgend zwei
Werte x' < x" aus derselben die Differenz — </>(x) dem
1) Diese Begriffsunterscheidung findet sich zuerst bei Riemann
klar ausgesprochen. (Werke, S. 225.)