Full text: Vorlesungen über Differential- und Integralrechnung (2. Band)

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Zweiter Teil. Integral-Rechnung. 
Ihren höchsten Ausdruck findet diese Tatsache in dem 
Satze, daß es möglich ist, jede eindeutig definierte Funktion f{x), 
sofern sie nur gewissen Bedingungen genügt, die übrigens bei 
allen in den Anwendungen der Analysis auf naturwissenschaft 
liche und technische Probleme bisher gebrauchten Funktionen 
erfüllt sind, in eine nach den Sinus und Kosinus der Vielfachen 
von x fortschreitende unendliche Reihe zu entwickeln, also in der 
Form 
f{x) — & 0 + \ cos x + l) 2 cos 2 x + h 3 cos 3 x -f • • • 
-f- a t sin x + a 2 sin 2 x + a 3 sin 3 x -f • • • 
darzustellen. 
Man nennt eine derartige Reihe eine trigonometrische und 
in der Ausführung, die ihr im Nachfolgenden gegeben werden 
wird, eine Fouri ersehe Reihe. Diese letztere Bezeichnung ist 
dadurch gerechtfertigt, daß Fourier als erster die Behauptung 
aufgestellt hat, jede willkürliche Funktion lasse eine solche 
Entwicklung zu*). 
Die Reihe auf der rechten Seite von (1) ist periodisch 
und hat die Periode 2 7t. Danach möchte es scheinen, als ob 
der Ansatz nur für Funktionen eben dieser Eigenschaft gelte. 
Indessen liegt das Problem so, daß die Punktion f(x), in einem 
Intervall (0, c) oder (— c, c) eindeutig definiert, in diesem In 
tervall durch eine Fouri ersehe Reihe darzustellen ist. Man 
wird dann den trigonometrischen Funktionen im ersten Falle 
statt x das Argument 2 ^, im zweiten Falle das Argument 
geben; denn ~~ durchläuft das Intervall (0, 2 n), während 
x von 0 bis c geht, und das Intervall (— it, %), während 
x sich von — c bis c ändert. Außerhalb des betreffenden In 
tervalles liefert die Reihe eine periodische Wiederholung dessen, 
was sie in dem Intervall selbst ergab. 
*) Mém. de l’Acad. de Paris, 1807; weitergehende Betrachtungen 
über den Gegenstand finden sich in seiner Theorie analyt. de la chaleur, 
1822. Vor ihm war Euler an die Frage herangetreten. Die Feststellung 
der Bedingungen, unter welchen eine Funktion in eine Fouriersche Reihe 
entwickelbar ist, gab zuerst Dirichlet, Journ. von Grelle, Bd. 4 (1829).
	        
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