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Zweiter Teil. Integral-Rechnung.
Ort dieser singulären Punkte eine Kurve, die in dem durch
(3) bestimmten Gebilde enthalten sein muß, die aber der Dif
ferentialgleichung im allgemeinen nicht genügt, weil ihre Linien
elemente verschieden sind von denen der Integralkurven.
Man hat daher die Gleichung (3) oder die einzelnen Glei
chungen, in welche sie etwa zerfällt, darauf zu prüfen, oh
durch sie der vorgelegten Differentialgleichung genügt wird;
nur wenn dies der Fall, hat man es mit einer singulären
Lösung zu tun; im andern Falle mit einem Orte von Knoten-
punkten oder Spitzen.
Der Ausdruck <D(x, y) ist die in bezug auf C gebildete
Diskriminante von (1). Im Falle also das allgemeine Integral
quadratisch ist in C, wie
(4) PC 2 +2QC + B = 0,
so ergibt sich eine etwa vorhandene singuläre Lösung durch
Annullierung von Q- — PB oder eines Faktors dieses Aus
druckes.
Ändert Q 2 — PB bei dem Durchgänge durch Null sein
Zeichen, so zeigt dies an, daß das Kurvensystem (4) die Ebene
zu einer Seite der Kurve
(5) Q 2 - PB = 0
doppelt, zur andern Seite nicht bedeckt; (5) kann unter solchen
Umständen entweder Einhüllende oder Ort von Spitzen sein.
Behält dagegen Q 2 — PB, wenn es nicht verschwindet,
beständig das positive Vorzeichen bei, so zeigt dies an, daß
das System (4) die Ebene überall doppelt bedeckt, und dann
kann (5) nur den Ort von Doppelpunkten darstellen.
Was von Q 2 — PB gesagt worden, gilt auch von einem
Faktor der Diskriminante.
347. Ableitung der singulären Lösung aus der
Differentialgleichung selbst. Jeder Punkt der Einhüllen
den eines Kurvensystems ist als gemeinsamer Punkt zweier
unendlich benachbarten oder vereinigt liegenden Kurven des
Systems aufzufassen, in welchem auch die Tangenten der bei
den Kurven zusammenfallen.