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Erster Teil. Differential-Rechnung.
bestimmt, woraus man ihren Richtungskoeffizienten
(5)
du ' dv
dx ' dx
abliest.
Aus (4) und (5) erkennt man, daß die Bilder von MM 1
und MM 2 ebenso aufeinander senkrecht sind wie MM 1 und
WW 2 selbst; und da das Längenyerhältnis dieser Bilder:
(6)
d x w \: \ d y w |
gleich dem Längen Verhältnis der Originale ist, so bildet sich
das infinitesimale rechtwinklige Dreieck MM 1 M 2 der #-Ebene
in ein ähnliches infinitesimales Dreieck der w- Ebene ab. Es
ist leicht zu erkennen, wie sich dieser Sachverhalt auf belie
bige infinitesimale Dreiecke und infinitesimale Figuren über
haupt überträgt, und da in ähnlichen Dreiecken einander ent
sprechende Winkel gleich sind, so kann man sagen:
Die durch eine analytische Funktion vermittelte Abbildung
der z-Ebene auf die w-Ebene ist in den kleinsten Teilen ähnlich,
oder winkeltreu, oder, nach einer von Gauß eingeführten Benen
nung, konform.
Das Glrößenverhältnis der kleinsten Figuren in Bild und
Original ist nicht in allen Teilen dasselbe; aus (6) ergibt sich
das Längen Verhältnis sehr kleiner Strecken; das lineare Ver
zerrungsverhältnis aber, das bestimmt ist durch den Quotienten
(-|~) > ist gleich dem absoluten Wert
des Diiferentialquotienten ^ an der betreffenden Stelle und
dz
somit veränderlich von einer zur andern.
Die konforme Abbildung hat für die Kartographie große
Bedeutung.
Zur Illustration der vorgeführten Begriffe diene die Funktion
w = f(z) = (x 2 — if) -f 2xyi-,
daß sie analytisch ist, folgt daraus, daß x 2 — y 2 = u, 2xy = v
konjugierte Funktionen sind, weil
du 0 dv
— = y r. = ——
- = 2# = -K—
dx öy
dy y dx
und