Sechster Abschnitt. Anwendung der Differential-Rechnung usw. 443
und denjenigen für einen extremen Wert der Funktion f{x, y)
(121); später wird diese Analogie eine geometrische Deutung
erfahren.
Ersetzt man in (11) t durch den Wert aus (5), so ergibt
sich für das System der beiden Tangenten im Punkte M 0 die
Gleichung:
(12) + + 0.
Würden im Punkte M 0 auch die drei Differentialquotienten
zweiter Ordnung, nicht aber auch alle vier Differentialquotienten
dritter Ordnung verschwinden, so ergäbe eine der obigen ana
loge Erwägung, daß der Punkt M 0 ein dreifacher Punkt der
Kurve sei und daß das System der Tangenten in diesem Punkte
die Gleichung
(13) fö | 3 + 3 №„ + 3 fZAv 2 + /-;„V = 0
habe. Bezüglich dieser Tangenten gibt die Diskussion der
kubischen Gleichung (13) oder der Gleichung
fxf + 3fx 0 * y J + 3 fx"y 0 * f 2 -f f = 0
Aufschluß, welche die Richtungskoeffizienten bestimmt; der
größeren Zahl zu unterscheidender Fälle entspricht eine größere
Mannigfaltigkeit von Formen dreifacher Punkte.
Aus der geführten Untersuchung sind folgende Ergebnisse
zusammenzufassen:
Die singulären Punkte einer Kurve f{x, y) = 0 befriedigen
außer der Gleichung der Kurve selbst auch noch die Gleichungen
/*'= 0 und fy'= 0-
Geht eine algebraische Kurve durch den Ursprung, so belehrt
der Grad der Gliedergruppe niedrigster Dimension darüber, ein
wievielfacher Punkt der Kurve der Ursprung ist; diese Glieder
gruppe gleich Null gesetzt bestimmt das System der Tangenten
im Ursprung.
Das erläuterte Verfahren ist auch auf transzendente Kur
ven anwendbar, sofern die Funktion f{x, y), welche die linke
Seite der auf Null reduzierten Kurvengleichung bildet, in einem
Punkte x 0 /y 0 , welcher den Gleichungen f= 0, f x '=0, f '= 0
zugleich genügt, die Taylor sehe Entwicklung zuläßt.