Zweiter Abschnitt. Differentiation von Funktionen einer Variablen. 49
f{x -f- h) — f(x) der in dem Zeitinteryall (x, x Ah) zurück
gelegte Weg. Wäre die Bewegung eine gleichmäßige, d. h.
eine solche, bei welcher in beliebig großen, jedoch gleichen
Zeitabschnitten gleiche Wege zurückgelegt werden, so stellte
der Quotient
fix + h) — f{x)
h
die Geschwindigkeit, d. i. den in einer von den Zeiteinheiten,
in welchen x und h ausgedrückt sind, beschriebenen Weg dar.
Auf eine ungleichmäßige Bewegung läßt sich dieser Begriff
der Geschwindigkeit nicht unmittelbar übertragen; der un
geschriebene Quotient bedeutet nunmehr die während des Zeit-
intervalls (x, x + h) auf die Zeiteinheit durchschnittlich ent
fallende Weglänge; je kürzer das Zeitinteryall, um so geringer
die Ungleichmäßigkeit der Bewegung während desselben, um
so näher entspricht die Bedeutung jenes Quotienten der einer
Geschwindigkeit; und nähert sich der Quotient bei stetig gegen
Null abnehmendem h einem Grenzwert, so wird dieser Grenzwert
li m K x + *) —
-Tn ti
als die im Augenblicke x herrschende Geschwindigkeit erklärt.
Wenn also f{x) den bei geradliniger Bewegung in der Zeit
x zurückgelegten Weg ausdrückt, so hat der Bifferentialquofient
fix) die Bedeutung der im letzten Augenblicke dieser Zeit herr
schenden Geschwindigkeit.
Mit Hilfe des Bewegungsbegriffes kann dem Differential
quotienten eine bemerkenswerte Deutung gegeben werden. Stellt
man sich yor, die Variable x durchlaufe ihr Intervall (cc, ß)
gleichmäßig, so durchläuft die Funktion ihren Bereich im all
gemeinen ungleichmäßig; bis zu dem Zeitpunkte, in welchem
die Variable den Wert x, die Funktion den zugeordneten Wert
fix) angenommen, sei die Zeit t verflossen, und in dem weiteren
Zeitintervall t mögen die Werte x + h und fix A h) zustande
kommen; dann ist ^ = c die Geschwindigkeit, mit welcher x
sein Intervall durchläuft und der Grenzwert von ^
* X
für lim r = 0 die Geschwindigkeit, mit welcher sich f(x) im
CZuber; Vorlesungen. I. 3. Aufl.
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