Zweiter Abschnitt. Differentiation von Funktionen einer Variablen. 53
bei gegen Null konvergierendem /¡x (und Df{x)) ist. Auf
dieser Darstellung von f{x) beruht der Name „Differential-
quotient“ (Quotient aus dem Differential der Funktion durch
das Differential der Variablen) und die von Leibniz dafür
eingeführte Bezeichnung
Aus der Gleichung (9) erklärt sich auch die für den
Differentialquotienten von Lacroix*) eingeführte Bezeichnung
„Differentialkoeffizient“ (= Koeffizient des Differentials dx), die
heute noch in englischen Schriften üblich ist.
Die Bestimmung des Differentialquotienten einer Funktion
und die ihres Differentials laufen hiernach im Wesen auf das
selbe hinaus; indessen ist ersteres die primäre Aufgabe, ihre
Durchführung wird als Differentiation der Funktion bezeichnet.
In den beiden Fällen von 22 hat das Differential folgende
Bedeutung.
Ist f(x) der in der Zeit x zurückgelegte Weg, also f (x)
die im letzten Augenblicke dieser Zeit herrschende Geschwin
digkeit, so stellt das Differential df(x) = f" (x)dx den in dem
Zeitintervall (x, x + dx) beschriebenen Weg um so genauer
dar, je kleiner dx, und es läßt sich dx so klein wählen, daß
der Unterschied zwischen dem wirklich zurückgelegten Weg
Af(x) und diesem df(x) im Verhältnis zu dx dem Betrage
nach beliebig klein wird.
Wird f(x) in den Ordinaten einer Kurve zur Darstellung
gebracht, so ist df(x) = f (x) • dx = dx • tgcc = QR (Fig. 6)
die Änderung, welche die Ordinate der Tangente bei dem Über
gänge von x zu x dx erfährt; dies unterscheidet sich von
der Änderung der Ordinate der Kurve, von Df{x) = QM',
um so weniger, je kleiner dx, und wieder kann dx so ein
geschränkt werden, daß das Verhältnis --^ - = ^q~
dem Betrage nach beliebig klein wird.
§ 2. Allgemeine Sätze über Differentiation.
24. Differentiation eines Aggregats. Sind f{x), g{x)
zwei in dem Intervall (a, ß) stetige Funktionen, welche an
*) Traité du Calcul Différentiel et du Calcul Intégral, I. Band
(1810), p. 240.