Full text: Lehrbuch des industriellen Zeichnens, mit besonderer Anwendung auf Maschinen und einige architektonische Construktionen ([Textband])

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Hat man sowohl in der Mischung als im Aufträgen der Farben 
eine gewisse Geschicklichkeit erlangt, so darf man sich eines direktem 
und zugleich kräftigern Verfahrens bedienen, welches in gänzlicher 
Weglassung des Untermalens mittelst Tusche und sofortigem Schattiren 
mit der erforderlichen Farbe besteht. Dadurch wird die Zeichnung zu 
mal durchsichtiger und lebendiger und entspricht allen wünschbaren Be 
dingungen. 
261. Die Figuren auf Tafel 33 sind ein Versuch der Darstel 
lung verschiedener Gegenstände in den für ihr Material angenommenen 
Farben. 
Die Fig. 1 zeigt ein dorisches Säulenkapitäl aus Holz. Obschon 
die Holzarten ganz verschiedene Farben besitzen, so hält man sich, was 
die Zeichnung anbetrifft, an eine einzige Farbe. 
Vor Allem mußte in der Wahl der Farben für die verschiedenen 
Materialien darauf gesehen werden daß keine Verwechslung entstehen 
konnte, ohne Rücksicht, ob die für eine Substanz angenommene Farbe 
der natürlichen ganz ähnlich sei, oder nicht. 
Um dieses hölzerne Capitäl nach der erst erwähnten Methode zu 
koloriren, wird dasselbe vorerst mittelst Tusche in allen seinen Theilen 
schattirt und dann, wenn diese Schattirung den gehörigen Grad er 
reicht hat und vollkommen getrocknet ist, bedeckt man die ganze Ober« 
fläche mit einer aus Gummigutt, Carmin und chinesischer Tusche zu 
sammengesetzten Farbe, ähnlich derjenigen in Figur 4, Tafel 10, 
mit dem einzigen Unterschied, daß hier der Ton etwas grauer, somit 
weniger lebhaft als in jenem Durchschnitte gehalten werden muß. 
Wie jedes der beiden übrigen Verfahren auch hier anzuwenden 
wäre, wird nach dem oben Gesagten leicht herausgefunden werden 
können; immerhin fängt man mit der Schattirung an der dunkelsten 
Stelle an und schreitet nach und nach mit immer schwächern Tönen 
gegen die hellste Stelle vor. Zuweilen werden beim Holze mit dem 
Pinsel einige Astknoten und Holzringe hineingezeichnet, wie dieß in 
Fig. 1 zu sehen ist. 
Die Figur 2 zeigt ein rundes aus Backsteinen gebautes Kamin, 
bei welchem die Fugen der Steine angegeben und in dem beleuchteten 
Theile durch ausgesparte Lichtstreifen deutlicher hervorgehoben sind. 
In Figur 3 ist der Fuß einer kannelirten dorischen Säule aus 
Stein abgebildet. Die dazu gewählte Farbe besteht nicht wie bei 
durchschnittenem Mauerwerk, aus Carmin, sondern aus einem gran 
gelblichen Tone ans Gummigutt mit sehr wenig Tusche und Carmin 
vermischt.
	        
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