IX
Parallel - Perspektive.
Erklärung und Anwendungen.
Tafel 42.
301. Bisher haben wir die Gegenstände immer nur durch ihre
orthogonalen oder senkrechten Projektionen auf den angenommenen Bild
flächen dargestellt. Nimmt man aber die projizirenden Linien in schie
fer Richtung zu den Bildflächen, jedoch immer parallel unter sich, an,
so entstehen schiefe oder isometrische Projektionen und die nach dieser
Methode gezeichneten Gegenstände erscheinen in perspektivischen Bildern.
Man nennt daher auch die Lehre von diesen schiefen Projektionen die
Parallel-Perspektive. Obschon der Neigungswinkel der projiziren
den Linien mit den Bildflächen beliebig gewählt werden kann, so ist
es vortheilhafter, denselben so zu wählen, daß aus einer einzigen Pro
jektion alle Dimensionen eines Gegenstandes abgenommen werden
können.
Es seien AB und A'B' ; Fig. 1 und 2, die beiden orthogonalen
Projektionen einer Geraden, mit welcher die schiefen Projektionslinien
oder die G e si ch t s st r a h l e n parallel gehen sollen. Die vertikale Pro
jektion All dieser Linie bildet mit der Basis LT einen Winkel CAT
gleich 30 Graden, und ihre horizontale Projektion A'B' ist so gewählt,
daß die Entfernung AA' des horizontalen Knotenpunktes A von der
Basis gleich ist der doppelten Länge AB ihrer Vertikalprojektion.
Die Erklärung der verschiedenen auf Tafel 42 gegebenen Figuren
wird zeigen, daß, wenn bei denselben die Gcsichtsstrahlen parallel mit
solchen Geraden angenommen werden, in der vertikalen Projektion al
lein alle Dimensionen des dargestellten Gegenstandes enthalten sind.
Anstatt jedoch die Gesichtslinien bei den vorliegenden Figuren mit bei
den Projektionen der Geraden AB parallel zu nehmen, dient es zur
Vereinfachung in der Zeichnung, wenn für die horizontale Projektion
A'B' die Linie um einen Winkel von 30 Grad gedreht gedacht wird
und die Gesichtslinien in dieser Projektion parallel damit gelegt wer-