Full text: Johannes Kepler in seinen Briefen (Band 2)

zeugt Euch, daß es sich bei der Widmung um eine ehrenvolle 
Sache handelt. Ihr müßt nämlich wissen, daß die steirischen 
Verordneten im Beisein meines Mandatars alle Exemplare 
öffentlich verbrannt haben. Ich will des Todes sein, wenn 
Ihr, mögt Ihr auch jedes Wort auf die Folter spannen, Ln 
dem ganzen Buch einen triftigen Grund findet, dessentwegen 
mir diese Schmach angetan werden durfte, oder wenn Ihr 
auch nur mit dem leisesten Verdacht einen solchen aufspüren 
könnt. In meinem nächsten Brief werde ich die Sache auf 
klären. 
An Bernegger. Linz, 2c>. Mai 162*. 
Die Rudolphinischen Tafeln, die ich von Tycho Brahe als 
Vater empfangen habe, habe ich nun ganze 22 Iahre Ln mir 
getragen und gebildet, wie sich allmählich die Frucht im 
Mutterleibe bildet. Vlun quälen mich die Geburtswehen. 
Glaubt mir, daß ich im eigentlichen Sinn rede. Bei dieser 
Gelegenheit kann ich gerade einen anderen Punkt in meinem 
Brief erwähnen. Was gebt Ihr mir für einen Rat? Die Ta 
feln können nicht nach Wunsch gedruckt werden, ohne daß ich 
dabei bin. Die Druckarbeit wird auch nicht stetig fortlaufen, 
sondern der Sache entsprechend allemal wieder Unterbrechun 
gen erfahren. Daher brauche ich entweder eine Druckerei Ln 
Österreich oder ich muß für längere Zeit von zu Hause weg 
gehen. Da müßte ich also Frau, die drei kleinen Rinder und 
die erwachsene Tochter verlassen. Nehme ich aber die Familie 
mit, so werden wir von unseren Freunden getrennt, man 
denkt nicht mehr an uns und vergißt uns nach und nach. 
Auch werden wir mit vollerem Beutel ausziehen als zurück 
kehren. Der Hausrat geht durch das Lagern zugrunde oder 
wird durch die Rriegswirren gefährdet, wenn ich nun aber 
fortgehe, welchen Ort soll ich wählen, einen nahen oder 
ferner liegenden 7 Einen, der bereits verwüstet ist oder erst 
noch daran kommen wird? Ich habe die Absicht, bei nächster
	        
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