Full text: Johannes Kepler in seinen Briefen (Band 2)

mann weiß, daß mein Glaubensstandpunkt die Ursache ist, 
was immer auch als Vorwand benutzt wird. 
* 
Repler lehnt einen Ruf nach Bologna als Nachfolger Ma- 
ginis ab. 
An Roffenrus Ln Bologna. Prag, 17. April 1617. 
Euren Brief vom 1. März habe ich in doppelter Ausferti- 
gung erhalten. Sein Inhalt gereichte mir zu großer Betrüb« 
nis wegen des Hingangs des ausgezeichneten Inhabers Eurer 
Mathematikprofessur, I. A. Magini, meines vertrauten 
Freundes. (Möge es ihm im triumphierenden Chor der seligen 
Geister ewig gut ergehen!) Andererseits war Euer Brief 
höchst ehrenvoll für mich, da Ihr mir seine Nachfolge anbotet 
in Bologna, der Metropole aller hohen Schulen Europas, 
die wahrhaft eine Mutter der Wissenschaften ist und die ich 
Ln besonderer Weise hochschätze und verehre. Ihr habt mir 
zugleich mit diesem Angebot Eure besondere Geneigtheit be 
zeugt, obwohl Ihr mich noch nie gesehen habt, und Euern 
sachlichen Bericht mit so vielen schönen Worten umkleidet, 
wie es der Bedeutung Eurer Gunstbezeigung entspricht. Ich 
habe nun zwar beschlossen, sobald ich bei Sr. Rais. Maj. zur 
Audienz zugelassen werde, Euer, d. h. der hohen Schule von 
Bologna Urteil über mich zu unterbreiten und Euren Wunsch 
vorzutragen. Ich möchte indessen nicht verhehlen, welches 
mein Standpunkt in der Sache ist, um nicht, wenn die Un 
päßlichkeit des Raisers eine Verzögerung bewirkt, den An 
schein zu erwecken, als wollte ich hochmütig Eure Absicht, mich 
zu befördern, verachten oder Euch mit Eurer Bitte in schlauer 
Berechnung hinhalten. Ich bin ein Deutscher, der Abstam 
mung und der Gesinnung nach, mit den Sitten der Deutschen 
verwachsen, mit ihnen durch Bande des Lebens, d. h. (nach
	        
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