Full text: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues

298 Cosinolsgische Briefe 
de Gründe zu prüfen , und jede Schlüsse genaue ab« 
zuwagen , oder die Weltkörpcr darauf zu legen, um 
zu sehen, wie viel Gewicht ich ihnen zugeben därfe, 
da ich ohne Bedenken die Erde zum Sandkorn ma» 
che ? Mag der Grund , daß wir nicht wissen , was 
groß oder klein ist, das Recht geben, Körper von je 
der Grösse dahin zu fetzen, wo man sie nöthig hat, 
um das System vollends aufzuführen? Sind sie 
darinn eben so nothwendig, und ist das System bis 
dahin so strenge erwiesen, daß man sie nicht mehr 
weglassen kann? Muß das Gebäude der Welt solche 
Ecksteine und Pfeiler haben, um durch jede Zeiten 
durch dauerhaft zu seyn ? Solle man sie so ungesehen 
zugeben ? Wer ist jenseits der Milchstraffe gewesen, 
um sie in Augenschein zu nehmen, und das Maaß 
davon zurück zu bringen ? Woher das Recht, Ver 
muthungen für bündige Schlüffe, und Erdichtungen 
für Wahrheiten auszugeben, und erst das Recht, 
grosse dahin zu setzen, wo wir es nie werden sehen 
können , und wo wir folglich auch nie sehen werden, 
ob nicht das Gegentheil oder ganz was anders 
statt finde? Wo sind die Beweise, wenn wir ohne 
Sehen glauben, und statt dessen sie gleiche Dienste 
thun sollen? 
Sehen Sie, mein Herr, ich trete nun vor 
den Richterstuhl der Vernunft. Dieses ist ihre 
Stimme, und sie fordert die Prüfung meines Sy 
stems und meiner Gründe als ihr Eigenthum. Sie 
p)!rd, was irrig ist, verwerfen, was übertrieben ist, 
behöng
	        
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