412 Y. Abschnitt. § 3. Singuläre Lösungen gewöhnlicher Differentialgleichungen
voraussetzen würde; dann aber enthielte (2) y nicht und würde somit
den belanglosen Fall einer Schar zur «/-Achse paralleler Geraden be
deuten. Somit führen die vorstehenden Gleichungen zu
F{x, y, C) - 0,
d F(x, y, C) _ n
dC
(4)
aus welchen y zu eliminieren wäre. Eliminiert man statt dessen C, wo
durch tatsächlich auch y eliminiert ist, so erhält man eine Gleichung
4(x,y) = 0, (5)
die als Diskriminantengleichung der Integralgleichung zu bezeichnen sein
wird, die wohl sicher die Träger aller singulären Linienelemente in sich
schließt, wenn solche vorhanden sind, aber ganz wohl darüber hinaus
gehen kann, weil im allgemeinen die Elimination über y hinausgeht. Es
wird also der Diskriminantenort (5) der Integralgleichung im allgemei
nen nicht übereinstimmen mit dem früher betrachteten Diskriminanten
ort D(x, y) = 0 der Differentialgleichung.
Um über die Stellung des neuen Diskriminantenorts zu den Integral
kurven Aufschluß zu erlangen, muß auf die Bedeutung der Gleichung (5)
eingegangen werden; sie bestimmt solche Punkte xjy, für welche die
Gleichung (2) als Gleichung in' C aufgefaßt mehrfache Wurzeln liefert.
Indem wir uns wieder auf Doppelwurzeln beschränken, sind folgende
Fälle denkbar:
1. Durch den Träger geht eine und dieselbe Integralkurve zweimal
und durchschneidet sich dort, so daß der Träger ein Knotenpunkt ist.
2. Durch den Träger geht eine und dieselbe Integralkurve zweimal,
indem sie eine Spitze bildet.
3. Der Träger ist der letzte Schnitt zweier unendlich benachbarten
Integralkurven.
Nur in dem dritten Falle ist der Ort der Träger immer so beschaffen,
daß ihm die singulären Linienelemente angehören, daß er somit der Diffe
rentialgleichung genügt; denn der Ort der letzten Schnitte benachbarter
Individuen aus einer einfach unendlichen Kurvenschar ist deren Einhül
lende und diese hat mit den eingehüllten Kurven an den erwähnten Stellen
gemeinsame Tangenten. In der Tat stimmt der im vorstehenden mit der
Gleichung (2) ausgeführte Prozeß mit jenem Verfahren überein, das zur
Bestimmung der Einhüllenden eines einfach unendlichen Kurvensystems
führt (168).