420. Theorie der Charakteristiken der Differentialgleichung
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420. Theorie der Charakteristiken der Ampereschen Dif
ferentialgleichung. Ist z =* <&(%, y) eine Integralfläche der Gleichung
(2), d. h. erfüllen z und die daraus abgeleiteten Werte von p, q, r, s, t
die Gleichung (2) identisch, so bestimmen x,y,z die Lage eines ihrer
Punkte, p, q die Stellung der Tangentialebene, r, s, t im Verein mit p, g
die Krümmungsverhältnisse daselbst.
Solcher durch acht Größen gekennzeichneter Elemente definiert die
Gleichung (2) wie überhaupt jede Differentialgleichung zweiter Ordnung
oo 7 , weil sieben von den Größen frei gewählt werden können, während
sich die achte aus (2) bestimmt.
Wir gehen nun von der Aufgabe aus, eine Integralfläche z =* <&(x,y)
zu finden, die durch eine gegebene Kurve C geht und in den Punkten
derselben vorgeschriebene Tangentialebenen besitzt. Da diese Tangen
tialebenen in ihrer Gesamtheit durch eine Developpable D eingehüllt
werden, so kann man die Aufgabe auch so fassen, daß es sich um eine
Integralfläche handelt, welche die Developpable D längs der ihr aufge
schriebenen Kurve C berührt. Weil beide Flächen längs C einen infini
tesimalen Flächenstreifen gemein haben, so kann man auch sagen, die
gesuchte Integralfläche habe diesen Flächenstreifen zu enthalten.
Bei der Bewegung auf C sind x, y, z,p, q als Funktionen eines Para
meters aufzufassen; ihre Differentiale dx, dy } dz, dp, dq aber haben den
folgenden Bedingungen zu entsprechen:
dz=pdx-\-qdy (4)
dp-~rdx + sdy (5)
dq =* sdx -f- tdy, (6)
wobei r, s, t aus der Gleichung der Integralfläche zu entnehmen sind;
aber auch die Gleichung (2) muß durch x, y, z, p, q, r, s, t befriedigt sein.
Man hat also zur Bestimmung r, s, t für einen Punkt von C drei
Gleichungen zur Verfügung: (2), (5) und (6); die erste ist von zweitem
Grade, die beiden anderen sind linear; leitet man aber aus (5) und (6)
tdp — sdq =- (rt — s*)dx
ab, so erkennt man, daß sich rt — s 2 in (2) durch einen in s, ¿^linearen
Ausdruck ersetzen läßt, so daß dann drei lineare Gleichungen vorliegen,
die nur eine Lösung für r, s, t ergeben. Es gehört hiernach im allgemei
nen zu jedem Punkte von C nur ein Wertsystem r,s,t.