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Ebene und Baumkurven.
Geraden, ihrer Tangenten, erscheint, entsprechend den Lagen der
bewegten Geraden. Zwei unmittelbar auf einander folgende Lagen
der bewegten Geraden, liefern benachbarte oder konsekutive
Tangenten, deren Winkel unendlich klein ist und als Kontin
genzwinkel bezeichnet wird. Diese Erzeugungsweise einer Kurve
ist zu der erstgenannten dual und nach dem Prinzip der Dualität
(vergl. 840) können wir aus den obigen Re
sultaten die folgenden ableiten. Betrachten
wir eine feste Tangente t unserer Hüllkurve
und eine bewegliche, die sich jener unbe
grenzt nähert, so bestimmt diese auf t eine
Punktreihe, deren Punkte sich bei der Be
wegung einer bestimmten Grenzlage A unbegrenzt nähern, die
eben den Berührungspunkt von t repräsentiert. Die Kurven
punkte sind als Schnittpunkte benachbarter Tangenten aufzufassen.
Zwei unendlich nahe Punkte oder zwei Gerade mit unendlich
kleinem Winkel sind als zusammenfallend und nicht verschieden an
zusehen. Nur bei dem Grenzprozeß, wenn die gegen Null ab
nehmende Strecke oder der gegen Null abnehmende Winkel mit
anderen davon abhängigen Größen verglichen wird, muß auf diese
unendlich kleinen Größen Rücksicht genommen werden.
439. Bildet man die Punkte und Tangenten einer ebenen Kurve
durch Parallel- oder Centralprojektion ab, so erhält man Punkte und
Tangenten einer neuen Kurve, der Projektion der ersteren. Es ist
nach den vorausgegangenen Definitionen unmittelbar klar, daß die
Stetigkeit einer Kurve eine projektive Eigenschaft ist, d. h.
sich bei beliebiger Projektion nicht ändert. Nur für unendlich
ferne Punkte einer Kurve bedarf dieses noch der Erläuterung.
Projiziert man einen Kurvenpunkt Q unendlich fern, so verlaufen
die Projektionen der beiden Kurvenstücke, die in ihm zusammen-
stossen, ins Unendliche. Läßt man einen Punkt auf dem einen oder
anderen unendlichen Kurvenast sich nach dem Unendlichen hin
bewegen, so nähert sich die zugehörige Tangente in beiden Fällen
der nämlichen Grenzlage, die als Asymptote bezeichnet wird
und die Tangente in dem unendlich fernen Punkte der beiden
Kurvenäste darstellt. Sie ist eben die Projektion der Tangente in
dem Punkte Q der ursprünglichen Kurve, dessen Projektion ins
Unendliche fällt. Da die Teile der ursprünglichen Kurve in Q Zu
sammenhängen, so sagt man auch von zwei unendlichen Asten mit
der gleichen Asymptote, daß sie im Unendlichen Zusammenhängen.
Liegt die Kurve in der Nähe des Punktes Q ganz auf einer Seite
Fig. 284.