XVIII.
Theorie der algebraischen Funktionen einer
V eränderlichen.
[In Gemeinschaft mit Heinrich Weber veröffentlicht im Journal für reine
und angewandte Mathematik, Bd. 92, S. 181—290, 1882 (datiert Oktober 1880).]
Einleitung.
Die im nachstehenden mitgeteilten Untersuchungen verfolgen
den Zweck, die Theorie der algebraischen Funktionen einer Ver
änderlichen, welche eines der Hauptergebnisse der Riemannschen
Schöpfung ist, von einem einfachen und zugleich strengen und völlig
allgemeinen Gesichtspunkt aus zu begründen. Bei den bisherigen
Untersuchungen über diesen Gegenstand werden in der Regel gewisse
beschränkende Voraussetzungen über die Singularitäten der betrachteten
Funktionen gemacht, und die sogenannten Ausnahmefälle entweder
als Grenzfälle beiläufig erwähnt oder auch ganz beiseite gesetzt.
Ebenso werden gewisse Grundsätze über die Stetigkeit und Entwickel-
barkeit zugelassen, deren Evidenz sich auf geometrische Anschauung
verschiedener Art stützt. Eine sichere Basis für die Grundvorstellungen
sowie für eine allgemeine und ausnahmslose Behandlung der Theorie
läßt sich gewinnen, wenn man von einer Verallgemeinerung der Theorie
der rationalen Funktionen einer Veränderlichen, insbesondere des
Satzes, daß jede ganze rationale Funktion einer Veränderlichen sich
in lineare Faktoren zerlegen läßt, ausgeht. Diese Verallgemeinerung
ist einfach und bekannt in dem ersten Falle, in welchem die von
Riem an n mit p bezeichnete Zahl (das Geschlecht nach C leb sch)
den Wert Null hat. Für den allgemeinen Fall, welcher sich zu dem
eben genannten ähnlich verhält, wie der Fall der allgemeinsten alge
braischen Zahlen zu demjenigen der rationalen Zahlen, wiesen die
mit bestem Erfolge in der Zahlentheorie angewandten Methoden, die