Full text: Gesammelte mathematische Werke (3. Band)

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heiten seiner geistigen Kräfte mit getroffen ist. Für einen mit 
unbegrenztem Verstände begabten Menschen, dem die letzten von 
uns durch eine lange Kette von Schlüssen erhaltenen Konsequenzen 
unmittelbar evidente Wahrheiten wären, würde eigentlich keine 
Wissenschaft mehr existieren, wenn er auch den Objekten derselben 
genau ebenso gegenüberstände, wie wir es tun. Diese Verschieden 
heit der Auffassung des Gegenstands einer Wissenschaft findet ihren 
Ausdruck in den verschiedenen Formen, den verschiedenen Systemen, 
in welche man sie einzurahmen sucht. Dies zeigt sich überall. So 
in den beschreibenden Naturwissenschaften bei der Gruppierung, der 
Klassifikation des Materials. Je nach der großem oder geringem 
Wichtigkeit, welche der Naturforscher einem Merkmal, als einem zur 
Unterscheidung und Klassifikation geeigneten Begriffe, beilegt, erhebt 
er denselben zu einem Haupteinteilungsgrunde, oder benutzt ihn nur 
zur Bezeichnung unwesentlicher Verschiedenheiten. So streiten in der 
Mineralogie die Systeme miteinander, von denen das eine sich auf 
die chemische Konstitution der Mineralkörper, das andre auf ihre 
kristallographische, morphologische, Beschaffenheit stützt, ohne daß 
es bis jetzt gelungen wäre, beide miteinander in vollständige Harmonie 
zu setzen. Jedes dieser Systeme hat ein großes Recht für sich, 
weil die Wissenschaft weiterhin selbst lehrt, daß die ähnlichen 
Körper sich so am natürlichsten zusammengruppieren. Aber es wird 
keinem Mineralogen einfallen, etwa die Farbenverschiedenheiten 
als die charakteristischsten Merkmale hervorzuheben und eine hier 
auf beruhende Einteilung allen andern vorzusetzen. A priori ließe 
sich natürlich kein Grund dagegen angeben; aber die Erfahrung 
lehrt in dem weitern Fortgange der Forschung, daß die Farbe für 
die wahre Natur der Körper nicht von ebenso hoher Bedeutung ist 
als die vorher angeführten Merkmale, oder um mich so auszudrücken, 
sie lehrt, daß man mit diesem Merkmal nicht so sicher, so wirksam 
operieren kann, wie mit den andern. Die Einführung eines solchen 
Begriffs, als eines Motivs für die Gestaltung des Systems, ist gewisser 
maßen eine Hypothese, welche man an die innere Natur der Wissen 
schaft stellt; erst im weitern Verlauf antwortet sie auf dieselbe; die 
größere oder geringere Wirksamkeit eines solchen Begriffs bestimmt 
seinen Wert oder Unwert. 
Ähnliches wiederholt sich in der Rechtswissenschaft; bei dem 
Versuch, teils die Rechtsverhältnisse, teils die Rechte selbst zu syste
	        
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