LXVI.
Aus Briefen an H. Weber*).
1876.
... Zuvor aber lassen Sie mich Ihnen erklären, daß ich mit herz
lichstem Danke Ihre freundschaftliche Einladung annehme, trotz des
früher abgeschlossenen Vertrages nun doch neben Ihnen mit meinem
Namen auf dem Titel des Werkes zu erscheinen. Sie hätten zwar
wirklich nicht nöthig gehabt, sich Gewissensbisse zu machen, als
alleiniger Herausgeber aufzutreten, denn Sie haben nicht blos die
Hauptarbeit daran gethan, sondern auch das Ganze durch Ihre voll
ständige Beherrschung der Riemann’schen Schöpfungen so geleitet,
daß die Welt sagen wird: es ist gut geworden. Mir wäre das ganz
unmöglich gewesen; unzählige Male habe ich mir das in diesem
Winter gesagt, und bei dem wirklichen Fortgange Ihrer Arbeit habe
ich erst so recht eingesehen, was Alles dazu gehört, und wie wenig
mein Wissen dazu ausgereicht haben würde. Mit dem größten
Interesse bin ich Ihrer Arbeit gefolgt, bei der ich sehr viel gelernt
habe, und die Freude darüber, mit Ihnen in einen so nahen Verkehr
gekommen zu sein, würde allein mir reichliche Belohnung für meinen
Arbeitsantheil. Nun habe ich mir aber Ihren erneuten Antrag überlegt,
und ich finde es so verlockend und ehrenvoll, gerade in Ihrer Ge
sellschaft zu erscheinen, daß ich nicht widerstehen kann; nur muß
es in einer Form geschehen, die dem Publicum keinen Zweifel darüber
läßt, daß Sie der eigentliche Herausgeber sind; ich habe darüber
nachgedacht und bin z. B. auf folgende Titel-Form gekommen:
„Ri e mann’s gesammelte mathematische Werke. In Verbindung mit
R. Dedekind herausgegeben von H. Weber“ oder: „R. g. m. W.
Herausgegeben von H. Weber unter Mitwirkung von R. Dedekind.“
Vielleicht wird es Ihnen gelingen, eine Form zu finden, die das wirk
liche Verhältniß noch besser trifft. Es wird ferner in der Ordnung sein,
*) [Diese Briefe wurden durch Herrn P. Epstein freundlichst zur Ver
fügung gestellt. E. N.]
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